Das RSO Wien im April - mit Gastspielen in Köln und Linz
Im April und Mai geht das ORF Radio-Symphonieorchester Wien mit Chefdirigent Cornelius Meister auf Reisen. Das RSO Wien wurde sowohl von der Kölner Philharmonie – einem der profiliertesten Konzertveranstalter in Deutschland – als auch vom Linzer Brucknerhaus eingeladen. Reisebegleiter ist der Violinvirtuose Kristóf Baráti, Spross einer ungarischen Musikerfamilie, der 1997 durch einen Sieg beim Reine-Elisabeth-Wettbewerb internationales Aufsehen erregte. Für sein Debüt beim RSO Wien hat er sich das erste Violinkonzert seines Landsmanns Béla Bartók ausgesucht. Bartók schrieb es für die angehimmelte Stefi Geyer, und wie alle Werke der Liebe besticht auch dieses durch den Gesang, aus dem heraus alle Melodie fließt. Leider war die Mühe vergebens; Stefi Geyer wies nicht nur Bartóks Liebe ab, sondern auch sein Werk. Wütend vergrub Bartók die Partitur, sie wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht.
In beiden Häusern erklingt zudem Zemlinskys Sinfonische Dichtung "Die Seejungfrau", die Cornelius Meister am Beginn der Spielzeit dirigiert hat. Außerdem nimmt das RSO Wien bei Gastspielen gerne einen zeitgenössischen österreichischen Komponisten mit. Diesmal Friedrich Cerha: Dessen "Drei Sätze für Orchester" wurden vom RSO Wien am 9. April 2017 im Musikverein uraufgeführt. Ein Musterbeispiel für das fantasievolle, mit größter Meisterschaft geführte Orchester des späten Cerha.Den Anfang machen Köln und Linz.
John Storgårds und Håkan Hardenberger im Musikverein
Zunächst präsentiert sich das RSO Wien im Musikverein Wien am 6. April mit Håkan Hardenberger. Er gilt als einer der besten Trompeter unserer Zeit und war einer der wenigen, der sich vor gut zwanzig Jahren an das 1954 entstandene Trompetenkonzert "Nobody knows de trouble I see" von Bernd Alois Zimmermann heranwagte. Bis dahin galt das auf einem bekannten Spiritual basierende Werk als praktisch unspielbar.
Live-Übertragung in Ö1
Es folgt Antonín Dvořáks Neunte Symphonie "Aus der neuen Welt". Zu Beginn des Konzertes steht Gunther Schullers "Seven Studies on Themes of Paul Klee" am Programm, es dirigiert der Finne John Storgårds.
Cornelius Meister und Kristóf Baráti im Konzerthaus
Danach folgt ein Abokonzert im Wiener Konzerthaus am 13. April. Hier gilt es mit Anna Thorvaldsdottir, geboren 1977, die möglicherweise erste Bekanntschaft mit einer isländischen Komponistin zu machen.
Live-Übertragung in Ö1
Auch die große Symphonie nach der Konzertpause ist eine Rarität. Tschaikowskys Zweite wurde bei ihrer Uraufführung 1873 unter Nikolai Rubinstein vom Publikum umjubelt, sogar die strengen Komponistenkollegen des "Mächtigen Häufleins" äußerten lobende Worte. Nicht so der Komponist. Tatsächlich nimmt die Zweite in Tschaikowskys Schaffen einen besonderen Stellenwert ein: So volksnah und unbeschwert schrieb er danach nicht wieder. Der Beiname die "Kleinrussische" bezieht sich auf die Ukraine (damals als "Kleinrussland" tituliert), von wo er sich mehrere Volkslieder ausborgte, um sie in der Symphonie zu verarbeiten. Mit diesem Werk schließen Cornelius Meister und das RSO Wien ihr Projekt der frühen und unbekannten Tschaikowsky-Symphonien ab.