Mit Mahler und Enescu durch den Sommer: Im August und September 2019 – als Auftakt zur 50-Jahre-Jubiläumssaison – besucht das ORF Radio-Symphonieorchester Wien wie jedes Jahr ausgewählte Festivals im europäischen Musikkalender.
Salzburger Festspiele
Den Anfang machen traditionell die Salzburger Festspiele, die mit großen Schritten auf ihr hundertjähriges Bestehen 2020 zugehen. Die Dirigenten der beiden RSO-Konzerte gehören zwei Generationen an: Der eine, Jonathan Nott, zählt zu den erfahrensten Dirigenten Europas. Der gebürtige Brite wirkte in Frankfurt und Wiesbaden, leitete anschließend das von Pierre Boulez gegründete Ensemble intercontemporain, bevor er dann als Chefdirigent den Bamberger Symphonikern einen Spitzenplatz unter den Orchestern der Welt sicherte. Der andere, Gábor Káli, steht erst am Anfang seiner Laufbahn, hat aber schon ein Ass im Ärmel: Im Vorjahr gewann der Ungar den Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award. Man muss kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass auch diesem YCA-Gewinner – wie seinen Vorgänger/innen Mirga Gražynitė-Tyla oder Lorenzo Viotti – eine Laufbahn durch die Musikmetropolen der Welt bevorsteht.
03.08.2019
Preisträgerkonzert Young Conductors Award
Gábor Káli hat für die Festspiele 2019 ein Liebhaber-Programm verabredet, mit Dvořáks Symphonie "Aus der neuen Welt" und Mahlers "Lieder eines fahrenden Gesellen" als Repertoire-Fixsterne. Und doch lohnt es sich, das Eingangsstück des Konzertes ins Visier zu nehmen: "Morning in Long Island", eine halbstündige Orchesterfantasie von Pascal Dusapin, der heuer im Zentrum der Salzburger Festspiele steht. Der französische, von Olivier Messiaen und Iannis Xenakis ausgebildete Komponist lässt in diesem in allen Farben schillernden Stück 2010 seinen USA-Aufenthalt der 1980er-Jahre wieder aufleben.
10.08.2019
Nott, Tamestit / Berio, Mahler
Jonathan Nott kombiniert die Erste Symphonie von Gustav Mahler mit Luciano Berio, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg als erster der Avantgarde-Komponisten auf Mahler berief. In "Voci" (den ausgedehnten Solopart spielt Bratschist Antoine Tamestit) widmet sich der Italiener ein Jahrhundert nach Mahlers Erster Symphonie der Volksmusik seines Landes, genauer: sizilianischem Liedgut. Arbeits-, Wiegen-, Liebes- und Volksgesänge werden in die Musiksprache der Gegenwart überführt.
17.08.2019
Schloss Bothmer
18.08.2019
Gutshaus Stolpe
Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
Erstmals gastiert das RSO Wien in diesem Sommer bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, mit mehr als 180 Konzerten und über 90.000 Besuchern eines der größten Klassikfestivals in Deutschland. Abseits der großen Musikzentren begegnen die Musikerinnen und Musiker hier einem abenteuerlustigen und gut gelaunten Publikum in alten Gutshäusern, Scheunen, Fabrikhallen, Schlössern und Kirchen oder unter freien Himmel. Dabei freut sich das RSO Wien auf ein Wiedersehen mit Harriet Krijgh. Die Cellistin ist hier "Preisträgerin in Residence", Matthias Schorn, seines Zeichens Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker und ehemals Soloklarinettist beim RSO Wien, war es bereits 2013. Auf dem Programm stehen zwei der schönsten Werke der Klassik: Tschaikowskys Rokkoko-Variationen und Mozarts Klarinettenkonzert.
08.09.2019
George-Enescu-Festival
George-Enescu-Festival
Ebenfalls zum ersten Mal besucht das RSO Wien das George-Enescu-Festival. Alle drei Jahre dreht sich in Bukarest alles um den bedeutendsten Komponisten Rumäniens. Für die symphonisch dimensionierte Orchestersuite Nr. 3 steht mit Dirigentenlegende Horia Andreescu beim RSO Wien ein Enescu-Interpret erster Güte am Pult. Als österreichisches Orchester ergänzt das RSO Wien sein Programm mit einem Orchesterwerk des heuer 60. Geburtstag feiernden Komponisten Richard Dünser, "The Waste Land", und mit einem Gast aus Wien: Elisabeth Leonskaja, die Grande Dame des Klaviers, spielt Beethovens Fünftes Klavierkonzert. Ein sommerliches Gipfeltreffen, zunächst in Bukarest, danach beim Festival "Herbstgold".
12.09.2019
HERBSTGOLD - Festival in Eisenstadt
HERBSTGOLD - Festival in Eisenstadt
"Über alle Grenzen" lautet das Thema des diesjährigen HERBSTGOLD – Festival in Eisenstadt. 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Grenzöffnung zwischen Österreich und Ungarn widmet sich das HERBSTGOLD Festival 2019 Künstlern und Werken aus diesen beiden benachbarten Ländern, die schon über Jahrhunderte – nicht zuletzt durch die Familie Esterházy – kulturell eng verwoben sind. Grenzen zwischen Mann und Frau, zwischen einzelnen Gesellschaftsschichten, zwischen Tod und Leben, zwischen unterschiedlichen Religionen.
Der Konzertabend beginnt mit Beethovens Fünftem Klavierkonzert mit Elisabeth Leonskaja, es folgt Richard Dünsers "The Waste Land", in dem der österreichische Komponist das gleichnamige Gedicht von T. S. Eliot wortlos in Musik umsetzt – mitfühlende Botschaften aus dem Grenzland zwischen Leben und Tod. Wesentlich freundlichere Gefilde erkundet dafür George Enescu in seiner 3. Orchestersuite: reizvolle Szenen aus dem Dorfleben, teils schwelgerisch, teils burlesk. Der rumänische Dirigent Horia Andreescu bringt sie aus seiner Heimat mit ans Pult des RSO Wien, das Enescus Klangzauber zum Leben erweckt.