Alsop, WSA / Mahler 2
Nikola Hillebrand |
soprano
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Sasha Cooke |
mezzo-soprano
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Wiener Singakademie |
choir
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Marin Alsop |
conductor
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Adriane White
Nach Beethovens Neunter Symphonie mit ihrem Schlusschor über Schillers »Ode An die Freude« sei »kein Fortschritt möglich, denn auf sie kann unmittelbar nur das vollendete Kunstwerk der Zukunft, das allgemeine Drama, folgen«, stellte Richard Wagner fest – und meinte damit sein eigenes Konzept des Musiktheaters als Summe aller Künste. »Wo Wagner gesprochen hat, hält man den Mund«, erklärte noch vier Jahrzehnte später der knapp 30-jährige Gustav Mahler einmal. Dennoch sollte er Beethovens »Neunter« nie näherkommen als in seiner »Zweiten«, um deren Konzeption er lange gerungen hatte. Ausgangspunkt war ein monumentales Klanggemälde, ein erster Satz voll düsterer, unausweichlicher Verzweiflung im Angesicht des Todes. Träumerische, gespenstische, groteske Bilder ziehen in den Folgesätzen vorüber. Schließlich lässt Mahler, zum ersten Mal in seiner Symphonik, die menschliche Stimme erklingen: In einem zarten Lied wird der verirrten Seele der Weg gewiesen – bis hin zur monumental geschilderten Gewissheit der Auferstehung, die mit Soli, Chor und Orchester als feierlicher Triumph erschallt. Mahlers »Zweite« unter Marin Alsop, das bedeutet zugleich auch eine implizite Hommage an ihren einstigen Mentor Leonard Bernstein: ein Abend für die Ewigkeit.
Walter Weidringer