Alsop / Rouse, Auerbach, Hindemith
für Orchester
Kompositionsauftrag von ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Baltimore Symphony Orchestra, Netherlands Radio Philharmonic, part of Foundation Omroep Muziek, Netherlands Broadcasting Organization AVROTROS, sowie Wiener Konzerthaus mit Unterstützung der Sorel
Oper in einem Akt op. 21
Libretto von August Stramm
Halbszenische Aufführung in deutscher Sprache
Aušrinė Stundytė |
soprano
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Renée Morloc |
alto
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Annette Schönmüller |
soprano/mezzo-soprano
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Caroline Baas |
narrator
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Damen der Wiener Singakademie | ||
Kateryna Sokolova |
direction
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Marin Alsop |
conductor
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Der Operneinakter "Sancta Susanna" entstammt der wildesten Schaffensperiode Paul Hindemiths, nämlich seiner ersten. In nur 17 Tagen des Jahres 1921 schrieb Hindemith dieses Meisterwerk des Expressionismus und kombinierte es mit zwei anderen Einaktern zu einem Tryptichon, das inzwischen, nachdem die Erben es endlich zur Aufführung freigaben, legendären Ruf genießt. Susannas selbstmörderische Ekstase zwischen Unkeuschheit und schwarzer Romantik – der Text stammt von dem Dramatiker August Stramm – vertonte der hessische Komponist mit sinnlicher Melodik und verführerischen Orchesterfarben in strenger Tektonik.
Marin Alsop hat sich für ihr erstes Wiener Konzert als neue Chefdirigentin des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien eine Aufführung gewünscht, die im konzertanten Setting die szenische Magie einer Opernaufführung ahnen lässt. Die Losung lautete: "minimal staging". Viel Bühne braucht es ohnedies nicht, um Hindemiths schauriges Drama zum Leben zu erwecken.
Ein Jahrzehnt später hatte sich Hindemiths gesellschaftliches und politisches Umfeld komplett verschoben. Spätestens nachdem Hitler 1929 das in der Badewanne gesungene "Lob der Warmwasserversorgung" in Hindemiths Oper "Neues vom Tage" über sich hatte ergehen lassen müssen, war der international geachtete Komponist in Ungnade gefallen. Mochte sich auch niemand geringerer als Furtwängler öffentlich für die Oper "Mathis der Maler" engagieren – Hitler verbot das Werk. Da hatte Furtwängler bereits die Symphonie aufgeführt: drei ausgedehnte Episoden aus der Oper, zugleich drei Bilder vom Isenheimer Altar, dessen Schöpfer Matthias Grünewald im Mittelpunkt von Hindemiths Oper steht. Vom Posaunenchoral "Es sungen drei Engel" bis zum brillanten Orchesterfinale gehört dieses Werk zu den großen Höhepunkten im reichhaltigen Schaffen Paul Hindemiths.
Marin Alsop eröffnet das Konzert mit einer Uraufführung, die sie bei einer der profiliertesten und international erfolgreichsten Komponistinnen in Auftrag gegeben hat. Nach der Oper "Gogol" und dem Violinkonzert "NYx" ist dies das dritte Werk der inzwischen in Wien lebenden Lera Auerbach, dessen sich das RSO Wien annimmt.
Christoph Becher