Meister, Schwanewilms / Haydn, Berg, Dvořák, Bartók
f. großes Orchester
Anne Schwanewilms |
soprano
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Cornelius Meister |
conductor
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Javier del Real

Mit Riesenschritten eilt Chefdirigent Cornelius Meister durch die Musikgeschichte, begleitet – zumindest für einen Teil der Wegstrecke – von der einzigartigen Sopranistin Anne Schwanewilms. Nach der viel gelobten Wagner-CD, die das RSO Wien und Meister mit der Sängerin aufgenommen haben, steht in diesem Konzert Alban Bergs Arie „Der Wein“ im Fokus. Das Werk war 1929 willkommener Anlass für den Komponisten, die Fertigstellung des schwierigen dritten „Lulu“-Aktes noch ein wenig länger zu verzögern. Lieber vertiefte er sich in die Vertonung von drei Baudelaire-Gedichten (in der Übersetzung von Stefan George) und in eine Zwölftonreihe, die es ihm erlaubte, sowohl Tango-Anklänge einzubauen als auch geheime Botschaften an seine Geliebte Hanna Fuchs.
Während die „Wein-Arie“ zu Bergs letzten Werken gehört, ist „Kossuth“ (1903) das erste große Orchesterwerk von Béla Bartók. Die Komposition ist Lajos Kossuth gewidmet, dem Helden der ungarischen Revolution im Jahre 1848. Der 22jährige Komponist glühte für die nationalen Interessen seiner ungarischen Heimat, verstand unter musikalischem Nationalstil aber noch den romantischen Stil „à la hungarese“; den authentischen Volksliedern seines Landes sollte er später begegnen.
Antonín Dvořáks „Die Waldtaube“ op. 110 ist die dritte Sinfonische Dichtung des tschechischen Komponisten, die Cornelius Meister und das RSO Wien zusammen erarbeitet haben. Die Vorlagen aus der Balladensammlung »Kytice« (Blumenstrauß) des tschechischen Dichters Karel Erben verstörten die zeitgenössischen Kritiker ob ihrer grausamen Wendungen. Die „Waldtaube“ etwa endet mit dem Freitod der Protagonistin, die nach dem Tod ihres Mannes rasch wieder geheiratet hat und nun im Gurren einer Waldtaube Vorwürfe heraushört. Die Musik Dvořáks nimmt viele Härten der Vorlage zurück und mündet in ein versöhnliches Solo der Ersten Violine.
Eingeleitet wird das Konzert durch Joseph Haydns „La PAssione“. Auch in diesem Programm heißt der Ausgangspunkt somit: Wiener Klassik.
Christoph Becher