Schreier: Hamlet
Oper in 25 Szenen
nach Motiven von William Shakespeares gleichnamigem Drama, Saxo Grammaticus’ "Historia Danica" und Francois de Belleforests "Histoires tragiques"
Libretto von Thomas Jonigk
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Andrè Schuen |
baritone
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Jochen Kowalski |
countertenor
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Marlis Petersen |
soprano
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Bo Skovhus |
baritone
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Theresa Kronthaler |
mezzo-soprano
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Kurt Streit |
tenor
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Christof Loy |
production
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Johannes Leiacker |
stage
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Reinhard Traub |
lighting
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Arnold Schoenberg Chor | ||
Michael Boder |
conductor
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Shakespeares „Hamlet“ ist eines der berühmtesten Stücke der Weltliteratur. Seit 1602 beweist es in immer neuen Inszenierungen und Bearbeitungen seine ungebrochene Aktualität. Für das Shakespearejahr 2016 hat das Theater an der Wien einen neuen „Hamlet“ in Auftrag gegeben: Der Schriftsteller Thomas Jonigk hat nicht einfach eine librettotauglich eingeschrumpfte Version von Shakespeares „Hamlet" geschrieben, sondern ist auf die Quellen zurückgegangen, aus denen schon Shakespeare sein Stück gestaltet hat. So ist eine eigene Version des Stoffes fürs 21. Jahrhunderts entstanden – ohne die Bindung an Shakespeare ganz zu tilgen. Der Kompositionsauftrag ging an Anno Schreier, Jahrgang 1979, der sich bereits erfolgreich als Opernkomponist etabliert hat und sich mit „Hamlet“ am Theater an der Wien vorstellt.
Der alte König Hamlet ist tot, vermutlich vergiftet. Seine Witwe Gertrud schickt sich an, seinen Bruder Claudius zu heiraten. Mit ihrem Sohn Hamlet scheint sie ein allzu zärtliches Verhältnis zu haben, vermutlich deshalb und aus Gründen der Schicklichkeit billigt der Sohn die so schnell nach dem Tod des Vaters erfolgende Eheschließung nicht. Der junge Hamlet fühlt sich von allem überfordert: von der emotionalen Situation gegenüber seiner Mutter, dem Tod seines Vaters und dem latenten Anspruch, irgendwann seinem Vater als König nachfolgen zu müssen und daher ihn oder den neuen König, seinen Onkel Claudius, eventuell als Vorbild akzeptieren zu müssen. Zudem glaubt er zu wissen, dass Claudius seinen Vater getötet hat – wie soll er darauf reagieren? Bald ist Gertrud schwanger, sie ist sicher, einen Sohn zu bekommen. Hamlet fühlt sich überflüssig und verfällt tiefer in Depressionen. Gertrud engagiert die Edelprostituierte Ophelia, die bereits den verstorbenen König bedient hat, damit sie Hamlet ablenke. Ophelia aber ist selbst durch die Umstände ihres Berufes depressiv geworden, sie und Hamlet erkennen ihre gemeinsame Gemütslage und verlieben sich ernsthaft ineinander. Gertrud stiftet nun Claudius an, Ophelia zu ermorden. Als Ophelia tot ist, hetzt Gertrud Hamlet auf Claudius, um ihn loszuwerden, aber ungeplanterweise ersticht dieser Hamlet. Claudius bedauert öffentlich den Tod des Kronprinzen und formiert sich dann mit der schwangeren Gertrud zum Familienbild.
Karin Bohnert