Poschner / Andre, Bruckner
Ilya Gringolts |
violin
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Markus Poschner |
conductor
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Werner Kerschbaummayer
In der französischen Provinz Elsass spricht man alemannisches Deutsch. Dort aufgewachsen, positioniert sich der subtile Klangforscher Mark Andre zwischen diesen beiden kulturellen Polen. Von seinem Lehrer Helmut Lachenmann nachhaltig geprägt, begibt er sich in seiner Musik auf die Suche nach nuancenreichen Klangschattierungen, nach minimalen Abstufungsvarianten am Weg vom Hörbaren zum Unhörbaren. Denn erst die Stille, punktgenau gesetzt, verleiht seinen Klangereignissen die besondere Wirkung.
Mark Andre reizt die Wahrnehmungsfähigkeit des Publikums aus und fesselt mit der daraus erwachsenden Expressivität, so auch in seinem Violinkonzert mit dem Titel »an«.
Als sein »kontrapunktisches Meisterstück« bezeichnete Anton Bruckner seine Fünfte Symphonie in B-Dur, die er selbst nie in der originalen Orchesterversion zu hören bekommen sollte; einzig in der Fassung für zwei Klaviere durfte er sein 80-minütiges Werk voller dynamischer Extreme erleben. Meisterhaft fügt er im Finale alle zuvor erklungenen Themen ineinander, ein unerbittliches Streben hin zu einem Ende, das wie viele zusammenfließende Gewässer einen gewaltigen Sog entwickelt. Kuriosum am Rande: Das siebentönige Motiv wurde zu einer Fußballhymne, nachdem es der US-amerikanische Gitarrist Jack White für seinen Song »Seven Nation Army« verwendet hatte – ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt.
Marie-Therese Rudolph