New Year's Eve Concert. Trinks, Denoke / Strauss
für Orchester
Stummfilm von Carl Froehlich
Mit Musik von J. Haydn, W.A. Mozart, L. van Beethoven, G. Rossini und G. Becce zum Stummfilm von Carl Froelich (1913) rekonstruiert von Bernd Schultheis (2013)
Angela Denoke |
soprano
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Constantin Trinks |
conductor
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Der Film "Richard Wagner" stammt aus dem Jahre 1913, also aus der Frühzeit des Kinos, und zeigt zum 100. Geburtstag "des großen Meisters" zum ersten Mal ein umfassendes Porträt des Komponisten. Aus urheberrechtlichen Gründen konnte der Film damals nicht mit Richard Wagners Originalkompositionen unterlegt werden. Giuseppe Becce, der aufgrund seiner äußerlichen Ähnlichkeit mit Richard Wagner als Schauspieler für den Film verpflichtet worden war, schlug vor, eine Musik zu komponieren, die eine eindeutige Verbindung zum Werk Richard Wagners herstellt, sich jedoch so von ihm unterscheidet, dass keine juristischen Konsequenzen zu fürchten seien.
In seiner Musik zu "Richard Wagner" verwendet Giuseppe Becce Musiken von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Gioachino Rossini, die er jedoch nicht nur atmosphärisch im "Off" oder als "Source-Musik" einsetzt. Ihm geht es – im Gegensatz zu den Produzenten des Films – offensichtlich nicht darum, ein kunstbeflissenes Potpourri bekannter Werke zusammenzustellen. Vielmehr entwickelt er einen Ansatz von filmischer Musikdramaturgie, indem er die Musik schneidet oder auch (agogisch) verzerrt, mit musikalischen Symbolen nahezu leitmotivisch arbeitet und auf diese Weise auch Szenen miteinander verknüpft. Mit seiner musikalischen Arbeit für diesen Film legte Giuseppe Becce den Grundstein für seine spätere Arbeit als Filmkomponist und als Verfasser von Kinotheken sowie seines Standardwerkes "Allgemeines Handbuch der Filmmusik".
Der Film ist als Initial für eine Vielzahl von filmischen Wagner-Rezeptionen zu betrachten, die bis heute in Wechselwirkung mit der Darstellung von Wagners Werk auf der Bühne stehen. Obwohl nach der Premiere die verkürzte und glorifizierende Darstellung des Lebens Wagners und die aufwändige Ausstattung des Films kritisiert wurden, gilt heute der an vielen Originalschauplätzen gedrehte Film als ein historisches Dokument von außerordentlichem Wert.