Ein Welthit in Zeiten der Krise
Kaum ein anderer Popsong vermittelt den Gemeinschaftsgedanken so stark wie der vor 35 Jahren vom legendären All-Star-Ensemble „USA for Africa“ eingespielte Welthit „We Are the World“. Auf Initiative der ORF-TV-Kulturredaktion entstand eine Neuauflage dieses Titels mit den ESC-Repräsentant/innen PAENDA (2019), Cesár Sampson (2018) und Nathan Trent (2017) und dem 2020-Finalisten Vincent Bueno. In einem Arrangement von Leonard Eröd basierend auf der Orchesterversion von Jens Wendelboe spielen Musikerinnen und Musiker des RSO die Coverversion als Zeichen des Miteinanders ein.
Wir haben Leonard befragt, wie dieses Arrangement entstanden ist:
„Lieber Leonard, wie kam es zu deinem Arrangement bei diesem Projekt?“
Leonard Eröd: Als Dr. Becher mich über das Projekt informierte und fragte, ob ich mich um das Arrangement kümmern wollte, war ich sofort neugierig. Wir alle wollen ja auch in der Krise etwas beitragen (abgesehen von regelmäßigem Üben und sich-fit-Halten), und ich habe mich über diese Arbeit sehr gefreut. Gemeinsam überlegten wir die Vorgangsweise, ein Mail an alle Orchestermitglieder wurde geschrieben und dann mussten wir einmal abwarten, wie viele Musikerinnen und Musiker mitmachen wollten.
„Wie hast du das Arrangement angelegt?“
Leonard Eröd: Nach wenigen Tagen war dann die Liste komplett und ich wusste genau, für welche Besetzung arrangiert werden sollte. Ausgangspunkt war eine sinfonische Version des Songs von Jens Wendelboe. Bei uns waren allerdings manche Instrumente öfter, andere weniger oft vertreten als üblich, aber alles in allem hatte ich eine richtige, volle Orchesterbesetzung zur Verfügung. Das Glück bei der großen Flexibilität unserer Musiker war, dass ich auch eine E-Gitarre (Bratschist Raphael Handschuh), einen E-Bass (Solobassist Goran Kostic) und ein Drumset (Solopaukist Josef Gumpinger) verwenden und so das originale rockige Rückgrat des Songs behalten konnte. Außerdem gab es drei Orchesterehepaare in der Liste, die ich ihre Parts gemeinsam einspielen ließ und am Anfang solistisch einsetzte – ich bin schon neugierig, wie sie im Videoschnitt zur Geltung kommen werden.
Julia Wesely

Fagottist und Arrangeur Leonard Eröd
„Wie ist die Produktion dann genau gelaufen?“
Leonard Eröd: Alle Musikerinnen und Musiker – und auch unsere Dirigentin - haben Noten und Click Tracks zur Verfügung gestellt bekommen. Click Tracks funktionieren ähnlich wie ein Metronom – über den Click via Kopfhörer können die Musiker/innen so im richtigen Tempo ihre Beiträge korrekt einspielen. Natürlich waren die einzelnen Beiträge von sehr unterschiedlicher Qualität, immerhin hat nicht jede/r zuhause ein Aufnahmestudio (weder vom technischen Equipment noch von der Raumgestaltung her), aber die beiden Tongenies Erich Hoffmann und Robert Pavlecka haben hier wirklich gezaubert und einen super Gesamtsound hingekriegt. Ich durfte für die letzte Phase des Abmischens sogar zu den beiden ins Studio im Funkhaus (natürlich mit Schutzmaske!) und war überrascht, wie gut allein der Orchestermix ohne Sänger/innen schon klang. Und als dann noch die Gesangsparts dazugepuzzelt wurden, war ich echt begeistert.
„Das klingt toll! Wir sind schon sehr gespannt! Was wünscht du dir für diese Produktion?“
Leonard Eröd: Als die Idee entstand, war mir nicht klar, dass da am Ende gleich vier ESC-Sänger und auch Universal Music mit an Bord sein würden. Was mich aber besonders freut, ist dass die Einkünfte von Streamingdiensten dem Kultur-Katastrophenfonds zugute kommen. Im Gegensatz zu freiberuflichen Musikern sind wir fix engagierten Orchestermusiker ja durch die Möglichkeit der Kurzarbeit nicht direkt wirtschaftlich von der Veranstaltungssperre bedroht und ich hoffe, dass wir damit einen Beitrag leisten, dem österreichischen Kulturleben in all seinen Facetten durch die Krise zu helfen.
Vielen Dank, lieber Leonard!
Die ORF-TV-Kultur verantwortet die Produktion und technische Fertigstellung des „We Are the World“-Projekts. Unterstützt wird die Initiative von Universal Music mittels unentgeltlicher Veröffentlichung des Songs, der damit auch im Radio eingesetzt werden kann. Die Einkünfte durch Streaming-Einsätze sollen dem Kultur-Katastrophenfonds für Musikschaffende von AKM und austro mechana zugutekommen.