Hrůša, Hadelich / Bartók, Suk
Augustin Hadelich |
violin
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Jakub Hrůša |
conductor
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Prague Philharmonia
In der Kunst haben Kompromisse keinen besonders guten Ruf. Dabei zeigt etwa Béla Bartóks 2. Violinkonzert, dass sie die ursprüngliche Idee nicht verwässern müssen, sondern sogar bereichern können. Zunächst schwebte Bartók eine großformatige Variationenfolge vor, doch sein Auftraggeber, der Geiger Zoltán Székely, bestand auf traditioneller Dreisätzigkeit. Die Verquickung dieser beiden Konzepte war es, die dem melodisch geprägten, lichten Konzert erst seine originelle Gestalt verlieh – mit Variationen im Zentrum sowie einem Finale, das die 14 Abschnitte des Kopfsatzes abwandelt. So wird alles Variation, im Motivischen ebenso wie in der Gesamtanlage.
Grenzen überschreitet auch die monumentale "Asrael"-Symphonie des lange Zeit sträflich vernachlässigten Josef Suk: Als Nachruf für den Schwiegervater Antonín Dvořák begonnen, wurde das Werk in den letzten beiden der fünf Sätze auch zum Requiem für Suks Frau Otilie, Dvořáks Tochter, die während der Komposition gestorben war. Der Todesengel Asrael schwebt über dieser großartigen Musik, die Schmerz und Dankbarkeit, Trauer und Verklärung in einem Tonfall zusammenbringt, der an der Schwelle von der Spätromantik zur Moderne steht. Ohne Kompromisse.
Walter Weidringer