Aus nächster Nähe - Die Kammermusikreihe des RSO Wien
für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott
Zwischen den beiden Weltkriegen entstand in Paris eine Musik, die mit der Egozentrik der Spätromantik, der Angeberei Wagners und mit den Naturimitaten des Impressionismus nichts mehr zu tun haben wollte. Die neue französische Musik sollte wieder einfach sein, durchhörbar, fröhlich und tänzerisch. In Darius Milhauds Worten: „Wird nach all den impressionistischen Nebeln nicht diese simple und klare Kunst, die so sehr an Scarlatti und Mozart erinnert, die nächste Phase unserer Musik sein?“ Milhaud zielte auf Francis Poulenc. Dessen Sextett für Bläser und Klavier (1932/39) hört in die Pariser Cabarets hinein, flaniert über die Boulevards und mischt sich morgens, mittags und nachts unter das Publikum der Cafès. Die fünf Bläser des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien werden bei diesem Konzert im Radiokulturhaus verstärkt durch die Pianistin Maria Radutu, die vor kurzem noch mit dem RSO Wien und der Trompeterin Selina Ott im Aufnahmestudio war.
Auch die sechs Bläserbagatellen von György Ligeti bestechen durch Spielfreude und Esprit; allerdings stand hier nicht die französische Hauptstadt, sondern Landsmann Béla Bartók Pate. Ligeti hatte 1953 sechs Stücke aus dem Klavierzyklus „Musica ricercata“ (zu Weltruhm gekommen durch die Verwendung in Kubricks „Eyes Wide Shut“) für Bläserquintett bearbeitet. Sie genießen heute weltweite Popularität als leichtfüßige und humorvolle Kammermusik.
Das Kammerkonzert des RSO Wien beginnt mit einem Meisterwerk des jungen Beethovens. Vordergründig ein Schwesterstück zu Mozarts identisch besetztem Werk ist Beethovens Quintett op. 16 die repräsentative und zugleich Eigensinn ausstrahlende Visitenkarte des gerade nach Wien übersiedelten Komponisten. Beethoven, der dieses Werk für sich als Pianist geschrieben hatte, konnte hier mit den besten Bläsern Wiens zusammen arbeiten und gleichzeitig Vorstudien für seine Erste Symphonie betreiben.