Alsop, Shaham, Finley / Varga, MacMillan, Bartók
für großes Orchester
Rinat Shaham |
mezzo-soprano
|
|
Gerald Finley |
baritone
|
|
Marin Alsop |
conductor
|
|
Georg Zlabinger |
direction
|
Mody Salman
Im Jahr 1662 wurde die Bäuerin Isobel Gowdie in Auldearn als Hexe angeklagt. Ihr Geständnis, ob unter Folter oder freiwillig abgelegt, ist in allen Details überliefert: wie sie sich in Tiere verwandelt habe, wie sie durch die Luft geflogen und vor allem dem Teufel zu willen gewesen sei. Die moderne Forschung deutet ihre Aussagen als Folgen eines Vergewaltigungstraumas. Ihre Hinrichtung dagegen war seinerzeit nicht einmal mehr aktenwürdig: eines von 4.500 Opfern im Schottland der Reformation. James MacMillan hat Isobel Gowdie 1990 ein Requiem komponiert, das die Ermordete zugleich um Vergebung bittet – mit Klängen, die Gewalt und Schrecken eben - so hörbar machen wie Mitgefühl und Trauer, alles vor dem Hintergrund der Highlands. Ist es der Bann des Unheimlichen, der die beiden Werke dieses von Marin Alsop geleiteten Abends verbindet – oder das Motiv der starken Frau im Angesicht verunsicherter Männlichkeit? Vielschichtig und tiefgründig entfaltet sich jedenfalls auch »Herzog Blaubarts Burg«, Béla Bartóks einzige, 1918 uraufgeführte Oper, in der Judit ihrem Mann Blaubart in dessen Burg und/oder Seele folgt und dort geheime Türen aufschließt: ein elektrisierendes Kammerspiel, das durch Bartóks ökonomisch ersonnene und zugleich überaus opulente, packende Musik auch im Konzertsaal seine volle dramatische Kraft entfaltet.
Walter Weidringer