Gruber, Ott / Gruber

Zugegeben: Es gibt mathematisch rundere Geburtstage als den 81., aber für jemand wie HK Gruber passt gerade das perfekt. Hat der Komponist, Dirigent, Chansonnier und Musikvermittler – um nur einige seiner brillant ausgefüllten Rollen zu nennen! –, hat also dieser HK Gruber es doch immer wieder geschafft, das schier Unmögliche möglich zu machen: die Versöhnung von anarchischem Witz und konstruktiver Tiefe, von süßer Spätlese und ätzendem Vitriol, von Substanz und Genuss. »Schreib die Musik, die du hören möchtest!«, hatte ihm einst der Freund und Kollege Kurt Schwertsik zugerufen. Gruber hat den Rat beherzigt. Und er hat sich dabei zeit seines Lebens auch lustvoll-widerspenstig zu wehren gewusst: sowohl gegen eine bloß »berechnete« Musik im Allgemeinen als auch gegen die plumpe Schubladisierung seines eigenen Schaffens im Besonderen. In den »Manhattan Broadcasts« flaniert man mit Gruber vergnügt durch das New York der Swing Ära – und auch das Trompetenkonzert »Aerial« ist Musik über Musik: als würden sich die Orchestermitglieder in angeregtem Geplauder über ihre diversen musikalischen Lieblinge unterhalten. Star der Party wird Trompete-Jungstar Selina Ott, die mehrfach zu schwindelerregenden Höhen emportänzeln muss. In heimatliche Gefilde und deren Abgründe geht es schließlich mit den »Kurzgeschichten aus dem Wiener Wald«, symphonischen Szenen aus Grubers Oper nach Ödön von Horváths Volksstück. Als wären klingende Dias von Beethoven bis Berg übereinandergestapelt, hieß es in einer Kritik: Kopfkino mit Gänsehauteffekt.