Edusei, Thomas / Ravel, Clyne, Skye, Kodály
Camille Thomas |
cello
|
|
Kevin John Edusei |
conductor
|
Zwei Tänze, beide angetrieben von markanten Rhythmen, doch keineswegs zum Mittanzen geeignet, stehen sich im ersten Teil des Konzerts gegenüber: Ravel komponierte seinen apokalyptischen Walzer unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs, wie eine sich immer schneller drehende Spirale von der altbekannten Welt hinab in den Abgrund. Der ursprünglich geplante Titel „Wien“, um der Stadt des Walzers Referenz zu erweisen, war nach den kollektiven Kriegstraumata Frankreichs obsolet. Ravel wählte daher als neutrale Alternative „La Valse“. Im Cellokonzert „Dance“ der britischen Komponistin Anna Clyne passiert überraschend vieles: Jeder der fünf Sätze ist mit einer Zeile aus einem Gedicht des persischen Dichters Rumi (13. Jhdt.) überschrieben und fordert vom Solo-Instrument eine jeweils andere Spielart. In der ihr eigenen Kunst der Vermischung von Stilen und Zitaten durchmisst Anna Clyne in ihrem Stück Werke aus dem Barock und aus volksmusikalischen Traditionen, etwa aus Irland oder der jüdischen Kultur. Als Komponist will Skye Derrick Musik schaffen, die kulturelle Grenzen überschreitet und Brücken zwischen verschiedenen Gemeinschaften schlägt, hat er doch selbst afrikanische und europäische Wurzeln und lebt in der internationalen Metropole Los Angeles. In „Prisms, Cycles, Leaps“ („Prismen, Zyklen, Sprünge“) verbindet er die Musik des Balkans, der Volta Region in Ghana und der klassischen nordindischen Hindustani-Musik und begibt sich auf die Suche nach Schönheit im Leben und in der Natur. Zsoltan Kodalys Hary Janos Suite aus seiner gleichnamigen „Volksoper“ über den ungarischen Töpfer, der von seinen fiktiven Abenteuern als Soldat erzählt, beschließt den Abend.
(Marie-Therese Rudolph)