Mälkki / Ligeti, Neuwirth, Gander
für Viola und Orchester
großes Orchester
Antoine Tamestit |
viola
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Anders Nyqvist |
flugelhorn
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Krassimir Sterev |
Akkordeon
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Susanna Mälkki |
conductor
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Zu den Höhepunkten der RSO Wien Saison 11/12 zählte die imposante eineinhalbstündige Gesamtaufführung von Friedrich Cerhas »Spiegel«, raumgreifend, aufwallend, flächenhaft, klangschichtend. In der Saison 12/13 spielt das RSO Wien nun legendäre Stücke von György Ligeti, die im selben Jahrzehnt, den 60er Jahren, entstanden sind. Diese zeitliche und ästhetische Koinzidenz ist auch der Anlass für eine jener Geschichten, die Friedrich Cerha gern erzählt: Anfang dieses Jahrzehnts sei György Ligeti mal bei den Cerhas zu Besuch gewesen und als Ligeti die Skizzen Cerhas herumliegen sieht, sagt er »Du komponierst ja mein Stück«. György Ligeti komponierte 1961 ein nicht allzu langes, knapp zehnminütiges Werk, in dem man vergeblich nach Melodie und Rhythmus einerseits, aber auch nach den in den 50er Jahren von den damals jungen Komponisten gepflegten wilden Abstraktionen andererseits sucht. Ligeti lässt den ruhigen Orchesterklängen Zeit, als würde er ihnen nachlauschen. Langsam entwickelt sich der schwebende Klang, erweitert seinen Handlungsspielraum, lässt irgendwann auch größere Lautstärke zu, löst sich wieder auf ins Ruhige. Über die Grenzen der Musikwelt hinaus berühmt wurde das Stück, als ein anderer Künstler, der Filmregisseur Stanley Kubrick, das Potenzial dieses Werks erkannte, und es 1968 als Filmmusik für seine ebenfalls legendär gewordene »A Space Odyssey« verwendete, allerdings ohne Ligeti zu informieren, geschweige denn zu fragen. Da hatte György Ligeti inzwischen schon eine weitere Variation abstraktexpressiver Orchesterklänge geschrieben, das ebenfalls zirca zehnminütige »Lontano«. Ligetis Musik war im Laufe der 60er Jahre direkter geworden, die Emotion bahnt sich unmittelbarer ihren Lauf. Das tut sie in Olga Neuwirths Bratschenkonzert – in Relation zu manchen ihrer früheren Werke – auch, wenn auch weniger plakativ. Ein Hauch von Trauer scheint das ganze Konzert zu umschweben, die solistische Bratsche bleibt in ihrem Verhältnis zum Orchester eine melancholisch einsame Stimme, trotz aller zeitweisen kollektiven Energieaufwallungen. Nachdem der Komponist Bernhard Gander für das RSO Wien und das ORF-Festival musikprotokoll im steirischen herbst ein »Lovely Monster« entworfen und auf das begeisterte Publikum losgelassen hat, verleihen wir der nächsten wieder sehr körperlich gedachten und empfunden Musik dieses Komponisten, seinen »Dirty Angels«, den realen Klangkörper.
(CS)