Poschner / Chin, Bruckner
Markus Poschner |
Dirigent
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Freund/in des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung
Werner Kerschbaummayer

Bruckners „Wagner-Symphonie“
Unmittelbar nach Beendigung seiner Dritten Symphonie reiste Anton Bruckner 1873 nach Bayreuth zu seinem großen Idol Richard Wagner – doch nicht um des Meisters Rat einzuholen, sondern um ihn zu fragen, ob er ihm seine Dritte oder Zweite widmen dürfe. Beide Komponisten besprachen dies ausführlich, tranken dabei aber so viel Bier, dass sich Bruckner anderntags nicht mehr erinnern konnte, auf welche Symphonie die Wahl gefallen war. Einige Briefe später war man sich einig, dass die Symphonie Nr. 3 auserwählt worden war, und so bekam das Werk alsbald den Spitznamen »Wagner-Symphonie«. Markus Poschner setzt seinen Bruckner-Zyklus beim RSO Wien mit der Dritten fort, und zwar mit der Urfassung, die Zitate aus »Tristan und Isolde« sowie dem »Ring des Nibelungen« enthält. Wie so oft glättete Bruckner auch dieses Werk, kürzte die Sätze und entfernte die Wagner-Zitate. Heute überzeugen gerade die ungezügelten Urfassungen seiner Musik. Gustav Mahler jedenfalls war von Bruckners Dritter, nachdem er die vom Komponisten dirigierte Uraufführung gehört hatte, so angetan, dass er sogleich einen Klavierauszug erstellte.
Zum Einstand in dieses Konzert dirigiert Markus Poschner ein neues Orchesterwerk der Komponistin Unsuk Chin, die nach Isang Yun zu den international bedeutendsten koreanischen Komponistinnen zählt. »Subito con forza« entstand im Auftrag des Concertgebouworkest anlässlich des BeethovenJubiläums und bleibt auf Tuchfühlung mit dem Jubilar, genauer: zu seinen Konversationsheften. Beethoven-Zitate aber hat sich die Komponistin verkniffen, und auch ein Gelage mit dem als trinkfest bekannten Meister blieb ihr erspart.
Christoph Becher