Alsop, Vassileva / Cerha, Strawinsky, Smith
Preisträger:innenwerk des Kompositionswettbewerbes „Spheres of a Genius“
Fassung 1947
Vivi Vassileva |
Schlagwerk
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Marin Alsop |
Dirigentin
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Freund:in des RSO und Ö1 Club-Ermäßigung
Julia Wesely
Entfesselte Rhythmen
Igor Strawinskys Mutter konnte nicht pfeifen. Sie soll aber ernsthaft mit dem Gedanken an einen Versuch gespielt haben, als sie zum ersten Mal »Le Sacre du Printemps« gehört hatte. In diesem Schlüsselwerk der Moderne befreit Strawinsky den Rhythmus von Starre und Symmetrie, macht ihn ebenso komplex wie die Tonalität, bei der er Dur und Moll, Kirchentonarten und polytonale Schichtungen mischt. Für den Uraufführungsskandal 1913 war aber noch stärker Vaslav Nijinsky verantwortlich – denn weil zu dieser vertrackten Musik für das damalige Verständnis nicht sinnvoll zu tanzen war, ließ der Choreograf die Compagnie stampfen, schlurfen, hinken oder scharren. Damit war der Rhythmus in der westlichen Kunstmusik aus seinem rostigen Käfig entlassen. In weiterer Folge konnte sich auch das Schlagzeug zum Soloinstrument mausern – oder besser: zu einem Arsenal von Soloinstrumenten. In drei Klanggruppen geteilt, tritt es in den drei Sätzen jenes Schlagzeugkonzerts auf, das Komponisten-Doyen Friedrich Cerha mit über 80 Jahren geschrieben hat und das nun zusammen mit der deutschen Percussionistin Vivi Vassileva zu neuem Leben erweckt wird.
Walter Weidringer