Alsop, Ólafsson / Adès, Bernstein, Cech
Preisträger:innenwerk des Kompositionswettbewerbes „Spheres of a Genius“
für Orchester, gemischten Chor, Knabenchor, Sprecherin und Sopran Solo
Víkingur Ólafsson |
piano
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Simone Schneider |
soprano
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Julia Stemberger |
narrator
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Wiener Singakademie |
choir
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Gumpoldskirchner Spatzen | ||
Marin Alsop |
conductor
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Ari Magg
Leonard Bernsteins dritte Symphonie ist nach dem jüdischen Gebet Kaddisch benannt. Doch wie Bernsteins »Mass« keine Vertonung des katholischen Messtextes ist, so geraten auch hier die traditionellen Verse des Kaddisch in die Defensive. Keine zwei Jahrzehnte nach dem Holocaust und angesichts der instabilen Gegnerschaft der mit Atomwaffen hochgerüsteten Systeme wirft Bernsteins Werk Fragen auf, die sich einem Gläubigen im 20. Jahrhundert stellen: Wozu ist das Böse in der Welt? Warum lässt Gott es zu? Als wenige Wochen vor der Uraufführung der Symphonie der amerikanische Präsident John F. Kennedy ermordet wurde, widmete Bernstein ihm sein Werk. Viele Jahre haderte er mit seiner Symphonie – nicht mit der suggestiven, kantigen Musik, sondern mit dem Text, den Bernstein selbst verfasst hatte. Chefdirigentin Marin Alsop hat sich für die Urfassung entschieden, in der eine Sprecherin vorgesehen ist.
Das Konzert wird eröffnet mit dem Preisträgerwerk eines Kompositionswettbewerbes, den das »Jam Music Lab« gemeinsam mit dem RSO Wien ausrichtet. Gesucht wird eine Jazz-Komposition, die sich mit dem Schaffen von Leonard Bernstein auseinandersetzt, der mit seiner Musik Jazz-Fans wie klassisches Konzertpublikum erreichte. Auch der Brite Thomas Adès ist mit Avantgarde wie mit Jazz aufgewachsen. Im Konzerthaus ist sein zweites Klavierkonzert zu hören. »In Seven Days« zeichnet, die Schöpfungsgeschichte als Variationensatz nach: eine mitreißende Partitur, die als Solisten den isländischen Shootingstar Víkingur Ólafsson erstmals zum RSO Wien führt.
Christoph Becher