Pascal, Gheorghiu / Grisey
»Les Espaces acoustiques« (Die akustischen Räume) gilt als Hauptwerk des französischen Komponisten Gérard Grisey (1946–1998): Der zwischen 1974 und 1985 geschriebene sechsteilige Zyklus erlaubt eine umfassende Begegnung mit der »Spektralmusik«, die Grisey gemeinsam mit Tristan Murail entwickelte. Ausgehend von einem knapp 20-minütigen Bratschensolo fächert Grisey die Töne, ihre Obertonreihen und Klangspektren auf, was in den »Espaces acoustiques« zu einem Anwachsen des Orchesters führt; erst in den letzten beiden Stücken, »Transitoires« und »Epilogue«, tritt das gesamte Orchester aus über 80 Musikerinnen und Musikern in Erscheinung. Grisey sprach von einem »großen Laboratorium«: »Manche Stücke haben sogar einen demonstrativen, fast didaktischen Aspekt, als wäre ich bestrebt gewesen, in der Euphorie dieser Entdeckung die Aspekte einer neuen Musiksprache, die ich nach und nach erfand, so klar wie möglich herauszustellen.« Vor allem aber ist der abendfüllende Zyklus ein eindrucksvolles Hörerlebnis, da Grisey die akustischen Räume in der Vorstellungskraft der Zuhörer auffächert.
Christoph Becher