Britten: Peter Grimes
Oper in einem Prolog und drei Akten
Libretto von Montagu Slater nach der Verserzählung "The Borough" von George Crabbe
Libretto von Montagu Slater
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Joseph Kaiser |
Peter Grimes
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Agneta Eichenholz |
Ellen Orford
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Hanna Schwarz |
Auntie
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Kiandra Howarth |
Sopran
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Frederikke Kampmann |
Niece 2
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Andrew Foster-Williams |
Captain Balstrode
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Rosalind Plowright |
Mrs. Sedley
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Stefan Cerny |
Swallow
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Andreas Conrad |
Bob Boles
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Erik Årman |
Rev. Horace Adams
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Lukas Jakobski |
Hobson
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Gieorgij Puchalski |
John
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Christof Loy |
Inszenierung
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Johannes Leiacker |
Bühne
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Judith Weihrauch |
Kostüme
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Thomas Wilhelm |
Choreografie
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Bernd Purkrabek |
Licht
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Arnold Schoenberg Chor | ||
Cornelius Meister |
Dirigent
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Von den Rändern des Britten-Repertoirs arbeitet sich das Theater an der Wien zum Kern vor: Brittens britischem Opernerstling von 1945 – neu, anders, auf Konfrontationskurs. Im Mittelpunkt: ein tenoraler Anti-Held, von Benjamin Britten geschrieben für die Stimme seines Lebens, Peter Pears, ungeachtet dessen zu diesem Zeitpunkt mehr als bescheidener Opernerfahrung. Das von ihm ausdrücklich als seinem Herzen sehr nah benannte Kernthema von »Peter Grimes« wird Benjamin Britten durchs Leben und durchs Opernkomponieren begleiten: der Kampf Individuum contra Masse. »Je feindseliger die Gesellschaft, desto feindseliger das Individuum.« Das Londoner Royal Opera House Covent Garden war im Sommer 45 – schon räumlich – noch lange nicht bereit; als Jahre später dort zum ersten Mal eine Britten-Uraufführung anstand, war die Formulierung vom »twilight of the sods« (»Sodomiterdämmerung«, in Anlehnung an die englische Übersetzung von »Götterdämmerung«, »Twilight of the Gods«) hinter den Kulissen »der« running gag. So bekam das Publikum im Sadler’s Wells Opernhaus, dessen Ensemble sich nach dem Kriegsende erst wieder zusammenfand, Brittens Partitur zu hören: die ausgesetzten, wie vereinsamt dastehenden Melodielinien des Grimes, eine von keinen Vorbildern abgeleitete Vokalität; die stampfende Gewalt der Chöre; das Sich-Spielen des Orchesters mit kontrapunktischen Formen; die Penetranz von »Volkes Stimme«, der Trivialmusik abgelauscht; herbe Naturklänge … Eine von der ersten Note an vollkommen unverkennbare, individuelle, »geniale« Mischung: immer intellektuell geklärt, immer ausdrücklich, immer »anhörbar«. Total 20. Jahrhundert, aber sich dem Publikum öffnend. Und wird dabei nicht eines von Brittens Lebensthemen abgearbeitet? In Großbritannien war’s eine der Schlagzeilen im Britten-Jahr 2013: »We must talk about Britten’s boys«: Miles, Puck, Tadzio ... die Lehrlinge von Grimes. Sine ira et studio? Das Explosive, Zehrende, Abstoßende, das um Peter Grimes auch ist – ein faszinierendes Werk!
(Chris Tina Tengel)