Alsop / Haas, Ligeti, Janáček
hornroh modern alphorn quartet | ||
Marin Alsop |
Dirigentin
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Nancy Horowitz
Tradition in der neuen Musik
Allen drei Werken dieses Konzerts ist gemeinsam, dass sie Elemente traditioneller Musiken aufgreifen: So versteht der Komponist Georg Friedrich Haas in seinem »Concerto Grosso Nr. 1 für vier Alphörner und großes Orchester« die holzgefertigten Naturinstrumente nicht als »Symbole einer folkloristischen Kultur«, sondern als »Tongeber einer anderen Intonationswelt (Obertonakkorde), die als Kontrast und als Erweiterung der traditionellen zwölftönigen Stimmung des Symphonieorchesters eingesetzt werden«. Mit dem Schweizer hornroh modern alphorn quartet, das bereits die Uraufführung in München 2014 gespielt hat, sind die perfekten Interpret/innen engagiert, versiert in zeitgenössischer Musik und in traditionellem Spiel. Im Wechsel mit dem Orchester, ganz der formalen Anlage eines Concerto Grosso entsprechend, spielen die Alphörner nicht nur Obertöne, sondern lassen gemeinsam faszinierende Schwebeklänge entstehen. Diese übernehmen dann die Orchesterinstrumente.
»Das Concert românesc spiegelt meine tiefe Liebe zur rumänischen Volksmusik und zur rumänischsprachigen Kultur schlechthin wider«, schreibt György Ligeti über sein frühes Werk, das von seinen Studienrecherchen zur rumänischen Volksmusik inspiriert ist. Er bezeichnet es als »Camouflage-Stück«, weil er es an den strengen diktatorischen Vorgaben Anfang der 1950er-Jahre »vorbeikomponieren« musste. »Obwohl einigermaßen konform, entpuppte sich das Stück als ›politically incorrect‹ infolge einiger verbotener Dissonanzen. Für den heutigen Hörer ist es kaum nachvollziehbar, dass solche milden tonalen Scherze als staatsgefährdend deklariert wurden.« Es wurde sofort verboten und erst viele Jahrzehnte später wieder aufgeführt.
Eine Fanfarenmusik für den Sportclub Sokol, dem Leoš Janáček als Anhänger der tschechoslowakischen Nationalbewegung in seinen jungen Jahren selbst angehörte, sollte der erste Satz seiner Sinfonietta op. 60 sein. Naheliegend, dass er für diesen Auftrag den Bläser/innen ein großes Gewicht gegeben hat. Er ließ diesem noch vier weitere Sätze folgen, in denen er Zitate aus Volkstänzen aufgriff und weiterentwickelte. Ursprünglich hatte er die Sätze nach Orten und Motiven aus Brünn, seiner Heimatstadt, benannt, diese Titel wurden vom Verlag aber übergangen.
Marie-Therese Rudolph