Chefdirigentin Marin Alsop dirigiert in der Saison 22.23 drei der sechs Abokonzerte im Wiener Konzerthaus: Neben Kompositionen ihres Mentors Leonard Bernstein nimmt sie auch den Konzertfaden rund um den Jubilar György Ligeti auf, der von den beiden großartigen Gastdirigenten Markus Poschner (wie immer auch mit Bruckner im Gepäck) und Jakub Hrůša weitergesponnen wird. Außerdem zu Gast: Julian Rachlin, ebenfalls als Dirigent, und zahlreiche weltbekannte Solist/innen wie Maxim Vengerov, Jean Rondeau, Alisa Weilerstein und viele mehr.
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Alsop, Rondeau / Bartok, Poulenc, Bernstein
Jean Rondeau
Chefdirigentin Marin Alsop setzt ihre Wiener Aufführungsreihe von Werken Leonard Bernsteins mit »Chichester Psalms«, und dem idyllische Schlussstück aus Bernsteins »Candide« fort: Einer symbolträchtigen Psalmvertonung steht ein fröhliches Musical-Happy End gegenüber.
Auch Béla Bartók steht regelmäßig auf den Programmen des RSO Wien und von Marin Alsop. Mit »Der holzgeschnitzte Prinz« antwortete Bartók auf den spektakulären Erfolg des »Sacre du Printemps«. Auch in diesem Ballett geht es um das Wechsel- und Gegenspiel zwischen Mensch und Natur. Aus der Zeit gefallen hingegen wirkte Francis Poulencs Cembalokonzert – ein Instrument, das in den späten 1920er-Jahren in Paris vergessen war. Doch seine Lehrerin Nadia Boulanger hatte Poulenc das Studium François Couperins empfohlen, und nun freute er sich, seine freche und frische Tonsprache mit den barocken Tonfiguren zu kombinieren.
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Alsop, Vengerov, Shaham / Bacewicz, Prokofjew, Bernstein
Mody Salman
Rinat Shaham
Mit Leonard Bernsteins 1. Symphonie »Jeremiah« setzt Chefdirigentin Marin Alsop den Kompositionsreigen um ihren ehemaligen Mentor fort. Mit „Jeremiah“ behandelt Bernstein erstmals das Thema seines Lebens in einem Orchesterwerk: dass die Rückkehr des Glaubens in unsere Welt nur gelingt, wenn wir uns von unseren Dogmen befreien. Entdeckt zu werden verdient auch die »Musik für Streicher, Trompete und Schlagwerk« der polnischen Komponistin Grażyna Bacewicz (1909–1969), eine Schülerin der legendären Nadia Boulanger. Sergej Prokofjews elegantes und heiteres Violinkonzert traf bei seiner Uraufführung auf wenig Gegenliebe - die Mode der Zeit verlangte nach einem kraftvollen und störrischen Stück. Mittlerweile hat das Violinkonzert seinen festen Platz in den Konzertprogrammen der Welt - freuen Sie sich auf eine emotionsgeladene Interpretation durch Maxim Vengerov.
Uhr - Achtung, Beginnzeit!
Alsop, Suh / Ives, Ligeti
Nancy Horowitz
Marin Alsop
2023 jährt sich Ligets Geburtstag zum 100. Mal. Er schrieb nur eine Oper, »Le Grand Macabre«, eine überdrehte Weltuntergangs-Groteske von abwechselnd sardonischem und dadaistischem Humor, dessen Koloraturen Ligeti zum zehnminütigen Kabinettstück »Mysteries of the Macabre« verschmolz. Das Klavierkonzert nennt Ligeti sein »ästhetisches Credo«: »Wenn diese Musik richtig gespielt wird«, so der Komponist, »wird sie ›abheben‹ wie ein Flugzeug nach dem Start.« Chefdirigentin Marin Alsop kombiniert Ligeti in diesem Konzert mit Charles Ives, vor dessen innovativer Tonsprache sich Mahler und Schönberg, Bernstein und Zappa verneigten. In seiner Zweiten Symphonie zitiert Ives die Gebrauchsmusik seiner Neighborhood in Connecticut: Militärmärsche und Kirchenchoräle verweisen die zarten Anklänge an Beethoven, Brahms und Bach auf die Reservebank.
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Rachlin, Hagen / Mussorgskij, Dvořák, Glasunow
Julia Wesely
Julian Rachlin
Glasunow, so frühreif wie Mendelssohn, so mühelos produktiv wie Rossini, so virtuos am Klavier wie Franz Liszt, war eine der schillerndsten Figuren Russlands um die vorletzte Jahrhundertwende. Den Überlieferungen nach dauerbetrunken, hatte er schon sechs Symphonien geschrieben, als er 1899/1900 die Musik zu Marius Petipas Ballett »Die Jahreszeiten« zu Papier brachte. Noch ganz im Stil der Ballette Tschaikowskys gehalten, ist die Partitur ein extrovertiertes Meisterwerk, voller charmanter Details von geradezu genialer Leichtigkeit. Zu Glasunow gibt es als Amuse-Gueule passend Mussorgskijs Ouvertüre zu »Chowanschtschina«, und als zweite Vorspeise komplettiert Dvořáks Cellokonzert mit Shootingstar Julia Hagen dieses slawische Menü.
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Poschner, Dervaux / Ligeti, Bruckner
Werner Kerschbaummayer
Markus Poschner
Für sein »Hamburgisches Konzert« hat György Ligeti auf die speziellen klanglichen Möglichkeiten des Naturhorns zurückgegriffen: Er stellt dem Solo-Naturhorn mit seinem Harmoniesystem vier unterschiedlich gestimmte Naturhörner im Orchester gegenüber. Mit diesem Kunstgriff lässt Ligeti irisierende Klänge mit natürlichen Obertönen erstehen. Der Hornist Félix Dervaux übernimmt in diesem Konzert den Solopart. Die Symphonie Nr. 2 ist Bruckners erste, die er nach seiner Übersiedelung nach Wien komponiert hatte. Bruckner selbst dirigierte das von Generalpausen klar in große Blöcke strukturierte Stück: eine breit dahinströmende Klangmasse, durchbrochen von Bläsermotiven, in der die Brucknerschen »Schichten« erstmals in Erscheinung treten.
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Hrůša, Weilerstein / Martinů, Ligeti, Kabeláč
Prague Philharmonia
Jakub Hrůša
Jakub Hrůša, aktuell Chef der Bamberger Symphoniker, ist seit einigen Jahren gern gesehener Gastdirigent des RSO Wien. Die Arbeit an den Symphonien von Miloslav Kabeláč vertieft nun die Zusammenarbeit für die nächsten Jahre. Hrůša kombiniert Kabeláč mit einem der letzten Orchesterwerke von Bohuslav Martinů, das mit einem ernsten, eher spätromantischen Ton überrascht. Zwei Sätze der »Parabeln« basieren auf Texten von Antoine de Saint-Exupéry, der dritte auf einem Schauspiel von Georges Neveux, der auch für den Text von Martinůs Oper »Julietta« sorgte.
Für György Ligetis Cellokonzert begrüßt das RSO Wien die amerikanische Cellistin Alisa Weilerstein. Der Solistin wird in diesem Werk höchste Virtuosität abverlangt, ohne dass diese in den Vordergrund rückt. Im Gegenteil: Ligeti hat ein leises, wie von Ferne klingendes Konzert geschrieben, dessen Töne aus dem Nichts entstehen und dorthin nach kompakten 18 Minuten in einer »Flüsterkadenz« zurückkehren.
Hier geht es zum ABO des RSO Wien im Wiener Konzerthaus: https://www.konzerthaus.at/abonnement/id/2957