Mit großer Verwunderung haben die Berliner Philharmoniker vom abermaligen reflexhaften Zur-Disposition-Stellen des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien im Zusammenhang mit den Sparplänen für den ORF gehört. Als Begründung werden Sparzielvorgaben genannt, welche der ORF zu leisten hat.
Wie kann dies sein? Wieso wird eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit einem umfassenden gesellschaftlichen Auftrag, welcher sich ausdrücklich auch auf die Kultur bezieht, von der Politik dazu gezwungen, ein Orchester auszugliedern oder gar abschaffen zu müssen, welches sich in exemplarischer Weise um die Umsetzung des Rundfunkauftrages bemüht?
Dazu Andrea Zietzschmann, Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker: »Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien hat sich seit seiner Gründung im Jahre 1969 einen exzellenten Ruf in der nationalen wie internationalen Musikszene erworben und ist ein großartiger Werbeträger für den ORF und Österreich. Das RSO ist als Opernorchester das Rückgrat des Theater an der Wien, es hat eigene Konzertreihen im Wiener Konzerthaus und im Musikverein Wien und trägt außerdem maßgeblich zum Radioprogramm von Ö1 bei. Es nimmt somit eine Schlüsselrolle im österreichischen Musikleben ein und trägt gleichzeitig den Namen des ORF in alle Welt. Welches andere Orchester kann diese Vielfalt aufweisen?«
Eva-Maria Tomasi und Stefan Dohr vom Orchestervorstand der Berliner Philharmoniker: »Das RSO Wien ist weltweit für sein Engagement und seine Kompetenz gerade auch in der zeitgenössischen Musik bekannt. Die Einsparung des Orchesters würde auf diesem Gebiet zu einem großen kulturellen Verlust führen, welcher durch das im Verhältnis kleine Einsparvolumen in keiner Weise aufgewogen wird. Wir bitten daher alle, die mit dieser Entscheidung betraut sind, eindringlich: Überdenken Sie Ihre Pläne, auch in Überzeugung für den gesamten ORF und dessen Kulturauftrag!«
Für den Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko, war dieses Orchester, wie für viele andere österreichische Dirigent*innen und Komponist*innen, ein wichtiges Sprungbrett für die Karriere: »Das Radio-Symphonieorchester Wien ist aus dem Wiener und österreichischen Kulturleben nicht wegzudenken. Meine berufliche Laufbahn begann mit einem Konzert mit dem RSO. Ein Verlust dieses Orchesters wäre ein irreversibler Schaden für das Musikland Österreich.«