Poschner, Mahnke, Schweinester / Boulanger, Zemlinsky
für Tenor, Chor und Orchester
für Altsolo, Chor, Orgel und Orchester
nach einem Märchen von Hans Christian Andersen
Claudia Mahnke |
Alt
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Paul Schweinester |
Tenor
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Robert Kovacs |
Orgel
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Wiener Singverein |
Chor
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Markus Poschner |
Dirigent
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Freund:in des RSO und Ö1 Club-Ermäßigung
Robert Josipovic

Quellen und Wellen der Moderne
Sonore Düsternis, aus der Tiefe aufsteigende Klagelaute und herbe Schmerzenseruptionen: Lili Boulangers Vertonung des »130. Psalm«, entstanden während des Ersten Weltkriegs, entfaltet eine eindrucksvolle epische Kraft. Ihrer älteren Schwester Nadia, die später vor allem als einflussreiche Kompositionslehrerin und Dirigentin tätig war, galt Lili Boulanger geradezu als »erste Komponistin überhaupt« – 1893 in Paris geboren, musisch ausnehmend begabt, aber von Kindheit an leidend und mit nicht einmal 25 Jahren verstorben, zeigte Lili in ihren etwa 40, zum Teil wie in fieberhafter Eile geschaffenen Werken die zu jener Zeit unvermeidlichen Einflüsse Wagners, der italienischen Oper, des Symbolismus und des mit exotischen Anklängen versehenen Impressionismus. Darüber hinaus jedoch konnte sie gerade in den bei ihr dominierenden Vokalstücken zu einem eindringlichen eigenen Stil finden, der in manchen Elementen auf Musik von Honegger oder Poulenc vorausweist: Anklänge von der Gregorianik bis hin zur Polytonalität tragen dazu bei, die zumeist biblischen oder liturgischen Texte durch ungewöhnliche Besetzungen und neuartige, vielfach dunkel schattierte Klangfarben auszuleuchten.
Markus Poschner stellt Lili Boulangers Musik, zum Klingen gebracht mit Wiener Singverein und RSO Wien, beziehungsreich neben ein großes, viel zu selten gespieltes Zeugnis der Wiener Moderne, das 1905 uraufgeführt wurde: Alexander Zemlinskys großformatige »Seejungfrau«, jene packende symphonische Märchenfantasie nach Hans Christian Andersen, die lange Zeit in Vergessenheit geraten war und erst in den 1980er-Jahren wieder rekonstruiert wurde.
Walter Weidringer