Debus, Trifonov / Offenbach, Trifonov, Dutilleux
Daniil Trifonov |
Klavier
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Johannes Debus |
Dirigent
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Freund/in des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung
Dario Acosta
Entdeckung auf dem Dachboden
Am Ende der Saison zieht das RSO Wien seinen Hut vor dem großen Jacques Offenbach, dessen Geburt sich 2019 zum 200. Mal jährt. Der Begründer der französischen Operette, der in Paris Musikgeschichte schrieb, während sein Herz für die Geburtsstadt Köln schlug, war stets auf der Suche nach der grande opera – zu Lebzeiten ohne Erfolg. Die "Fées du Rhin" erlebten keinen Durchbruch, "Les Contes d’Hoffmann" blieben unvollendet. Dafür eroberten Lustspiele und opéra-bouffon wie "Orphée aux enfers" die Musikmetropolen der Welt, und noch heute werden Schätze gehoben: etwa das "Neptunbild", eine halbstündige Ballettmusik aus dem "Orphée", die das RSO Wien erstmals in Österreich vorstellt. Dem Herausgeber zufolge stammt "Le Royaume de Neptune" aus Offenbachs letzter Fassung seines Erfolgsstücks, galt aber als verschollen, bis es vor kurzem auf einem jener sprichwörtlichen verstaubten Dachböden auftauchte.
Star des Konzertes ist der Meister-Pianist Daniil Trifonov. Ein Pianist der Extraklasse, der 2010/11 innerhalb weniger Monate drei der wichtigsten internationalen Wettbewerbe für sich entschied (Chopin Warschau, Rubinstein Tel Aviv, Tschaikowsky Moskau). Seither absolviert er eine beispiellose Karriere, bei der er jüngst auch als sensibler Begleiter von Liederabenden auftrat. Im Musikverein ist er 2018/19 Residenzkünstler. In diesem Rahmen präsentiert er mit dem RSO Wien unter dem Dirigenten Johannes Debus sein halbstündiges Klavierkonzert, das sich vor den großen russischen Komponisten Skrjabin, Rachmaninow und Prokofjew verbeugt – ohne falsche Scham. Trifonovs Klavierkonzert, komponiert während seiner Studienzeit in Cleveland, ist eine ebenso liebevolle wie ernsthafte Auseinandersetzung mit der Tonsprache der großen Vorbilder.
Johannes Debus – regelmäßiger Gast der Opernhäuser in München, Berlin und Frankfurt, aber auch bei den Bregenzer Festspielen – ergänzt das Programm mit "Métaboles" aus der Feder des französischen Komponisten Henri Dutilleux. Mit dem zwanzigminütigen Orchesterwerk emanzipierte sich Dutilleux in den 60er Jahren von den klassischen Vorbildern und entfaltete eine eigene Tonsprache. Die Ausgangsklänge werden einem steten Verwandlungsprozess unterworfen: sinnlich und mit berückender Klangfantasie.
Christoph Becher