De la Parra, Sietzen / Prokofjew, Haas, Marquez, Villa-Lobos
Christoph Sietzen |
Multipercussion
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Alondra de la Parra |
Dirigentin
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Freund/in des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung
Felix Broede
Freier Flug für bunte Vögel
Er sei "ein schillernder Urwaldvogel aus dem Amazonas", sagte Heitor Villa-Lobos einmal über sich selbst. Mit der Vitalität Lateinamerikas hat der 1887 in Rio de Janeiro geborene Komponist der europäischen Kunstmusik ungeahnte Energieschübe versetzt, zum Beispiel in seiner Werkreihe mit dem Titel "Bachianas brasileiras": Darin verbindet er den Kontrapunkt der Alten Welt à la Johann Sebastian Bach mit den Klängen seiner Heimat – zu einer Zeit, da die musikalischen Begriffe Fusion oder Crossover noch lange nicht erfunden waren. Europa und Amerika reichen einander an diesem Abend auf doppelte Weise die Hände – nicht nur deshalb, weil die Dirigentin Alondra de la Parra dazu noch einen Hit der zeitgenössischen Musik von Arturo Márquez aus Mexiko beisteuert, sondern auch, weil Villa-Lobos’ stilistische Grenzüberschreitung bei Sergej Prokofjew ihr Pendant findet: in der augenzwinkernden "Symphonie classique", in welcher der Russe durch eine moderne Brille auf Haydn blickt. Schillernd ist schließlich auch die Musik von Georg Friedrich Haas, der die akustischen Tatsachen der Teiltonreihe souverän für expressiven Effekt zu nützen versteht: Sein neues Schlagwerkkonzert mit dem famosen jungen Solisten Christoph Sietzen bildet den Kontrapunkt des farbenprächtigen Programms.
Walter Weidringer