ABGESAGT. Alsop, Gruber / Bernstein, Gruber, Adams, Mendelssohn Bartholdy
Textautor: H. C. Artmann
Mit freundlicher Unterstützung von SKE/austro mechana
Tanz aus "Girls of the Golden West"
Heinz Karl Gruber |
Chansonnier
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Marin Alsop |
Dirigentin
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Freundin des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung
Jon Super

Frankenstein!!
Beim 50. Geburtstag darf ein Künstler nicht fehlen, der das RSO Wien als Musiker wie als Komponist schon lange begleitet: HK Gruber spielte ein Vierteljahrhundert Kontrabass beim RSO Wien (1969-1995) und baute sich parallel dazu eine internationale Karriere als Dirigent und Komponist auf. Strawinsky, Bernstein, Weill und sein Lehrer Gottfried von Einem waren und sind seine "Hausgötter", die ihn zu einer rhythmisch markanten Musik inspirierten, schmissig und leicht und auch in den harmonisch turbulentesten Passagen immer tonal geerdet. Mit einem Wort: Musik mit der linken Hand. Grubers Visitenkarte heißt "Frankenstein!!" (1976/77), ein Liederzyklus, der mit Gruber selbst als unvergleichlichem Chansonnier weltweit über 1000 Mal aufgeführt wurde. Marin Alsop reiht sich in ihrer ersten RSO-Saison ein in die illustre Riege der Dirigenten (von Rattle über Welser-Möst, Bour, Slatkin und Salonen bis zu den Kollegen Cerha und Schwertsik) und lässt das "Mi-Ma-Monsterchen" nicht nur im Wiener Konzerthaus, sondern auch auf der anschließenden Tournee durch die Bundesländer tanzen. So wie die hier vertonten Gedichte von H. C. Artmann nicht zu altern scheinen, so hinreißend ist die humorvolle Phantasie des Komponisten auch über 40 Jahre nach der Uraufführung.
Mit Leonard Bernstein als Mentor haben Chefdirigentin Marin Alsop und Komponist HK Gruber eine Gemeinsamkeit. Naheliegend also, das Konzert mit den drei "Dance Episodes" aus dem Musical "On the Town" (1944) einzuleiten. Und tänzerisch geht es in der zweiten Programmhälfte weiter: "Lola Montez Does the Spider Dance" war als rasantes Zwischenspiel in John Adams' neuer Oper "Girls of the Golden West" geplant und wurde zwar aus der Oper entfernt, aber für den Konzertsaal gerettet.
Schließlich darf auch bei Mendelssohns Vierter Symphonie, der unsterblichen "Italienischen", getanzt werden, zumindest im Finale, einem Saltarello, bei dem der Komponist, noch ganz erfüllt vom sonnigen Süden, auf eine neapolitanische Volksweise zurückgriff. Zwar wird das Konzertpublikum gebeten, auf den Sitzplätzen zu verweilen, aber wenn eine Woche später die Übertragung auf Ö1 folgt, darf zumindest zuhause das Tanzbein geschwungen werden.
Christoph Becher