Lyniv: Dvořák
Kateřina Kněžíková |
Sopran
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Gerhild Romberger |
Alt
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Maximilian Schmitt |
Tenor
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Jongmin Park |
Bass
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Wiener Singakademie |
Chor
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Oksana Lyniv |
Dirigentin
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Freund/in des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung
Oliver Wolfdiri
Beherzte Trauer
Nach dem »Porträtkonzert Sofia Gubaidulina« im November der vergangenen Saison steht die Lembergerin Oksana Lyniv wieder am Pult des RSO Wien. Diesmal mit dem abendfüllenden, 1891 in Birmingham uraufgeführten Requiem von Dvořák. Das beeindruckende, doch recht selten gegebene Werk ist groß, schwer und anspruchsvoll für alle Beteiligten: Orchester, Chor, Solist/innen – aber auch für die Zuhörer/innen. Damit gleicht es eher Beethovens »Missa Solemnis« als Dvořáks eigenem, süffigen »Stabat Mater«. Dafür ist die Rendite enorm, wenn man sich denn darauf einlässt. Nicht von ungefähr war das Werk vor der vorletzten Jahrhundertwende rasend populär, bevor es dann wieder etwas in der Versenkung verschwand.
Dvořák vertont in diesem Auftragswerk den lateinischen Text wie zuvor schon Mozart, Berlioz und Verdi. Statt Pomp, Pathos und Wehmut wird beherzte, fast schon sachliche Trauer geboten. Danksagung an ein gelebtes Leben (acht seiner Sinfonien hatte Dvořák zu dem Zeitpunkt schon geschrieben) lag ihm näher als Drohgesänge oder Engelsgesäusel aus dem Jenseits. Und immer wieder hält er inne. Eine vier Noten lange musikalische Zelle zieht sich durch das gesamte Werk: F – Gis – E – F; eine Art Todesmotiv, das Dvořák schon in einem seiner »Acht Liebeslieder« um die Zeilen »Wann spült die Lebensflut auch mich/dem Gram und der Welt entrückt, hinab?« schlängeln ließ. Dem Dirigenten Hans Richter ging das Werk so zu Herzen, dass er über das Requiem gesagt haben soll, es hätte »Stellen die einen vor Schmerz wie Freude heulen machen.« Vielversprechend.
Jens F. Laurson