Kluttig/Feldman
Oper in einem Akt für Sopran und Orchester
Samuel Beckett
Konzertante Aufführung in englischer Sprache
Sarah Aristidou |
Sopran
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Minguet Quartett |
Streichquartett
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Roland Kluttig |
Dirigent
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Frank Rossbach

Don’t push the sounds!
+++Ilan Volkov musste aufgrund eines plötzlichen familiären Todesfalls die Proben in Wien für die konzertante Aufführung von Morton Feldmans Neither in der Kollegienkirche am 13. August 2021 abbrechen und sein Dirigat leider zurücklegen. Die Salzburger Festspiele sind dankbar, dass sich Roland Kluttig kurzfristig bereit erklärt hat, das Konzert ohne Programmänderung zu übernehmen.+++
Der amerikanische Komponist Morton Feldman war ein großer Mann von kräftiger Statur, starker Raucher und Freund klarer und lauter Worte. Der Musik hingegen näherte er sich mit geradezu zärtlicher Zurückhaltung. Als Stockhausen ihn einmal nach seinem Geheimnis fragte, empfahl ihm Feldman, die Klänge einfach in Frieden zu lassen: »Don’t push the sounds!«
Tatsächlich zieht es die Klänge Feldmans nirgendwo hin. Sie ruhen im Raum, atmen ein und aus. Feldmans Musik appelliert nicht und schmeichelt nicht, vielmehr wirft sie ihre Zuhörer ganz auf sich selbst zurück. Befreiung ist die Folge, Entschleunigung. Frieden. Kein Wunder, dass ein Feldman auch einmal fünf Stunden dauern kann.
Nicht »Neither«, seine einzige Oper. Der Opernskeptiker Feldman bat den Opernverächter Samuel Beckett um ein Libretto und erhielt 17 dürre Zeilen. Sie genügten Feldman für ein knapp einstündiges Werk für Sopran und Orchester. Feldman beschrieb es so: »Das Thema der Oper ist, dass unser Leben von allen Seiten von Schatten umgeben ist. Da wir aber nicht in den Schatten hineinsehen können, geht unsere Existenz nur bis dorthin und wir schwanken zwischen den Schatten des Lebens und des Todes.«
Bei den Salzburger Festspielen erklingt »Neither« in der Kollegienkirche, kombiniert mit Feldmans 20-minütigem »String Quartet and Orchestra« – ein Titel, mit dem schon alles gesagt ist.
Christoph Becher