Der Idiot

Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie mag es dazu gekommen sein, dass die Werke des russischen Komponisten Mieczysław Weinberg so lange in Dornröschenschlaf versunken waren? Seit gut zehn Jahren wird Weinberg schließlich als ein seinem Freund Dmitri Schostakowitsch ebenbürtiger Komponist wiederentdeckt. So kam „Der Idiot“ 2013 in Mannheim zu seiner Uraufführung und steht nun in Wien in einer Inszenierung des Russen Vasily Barkhatov erstmals auch in Österreich auf dem Programm. Weinbergs letzte Oper basiert auf dem gleichnamigen Roman von Fjodor Dostojewski – die Handlung wird komprimiert, zugespitzt und theatralisiert, ohne die psychologische Feinheit der literarischen Vorlage zu beschneiden. Weltliteratur auf der Opernbühne! Der seelisch kranke Fürst Myschkin hat jeglichen Sinn für die Realität verloren und glaubt unerschütterlich an das Gute. Auf der Zugfahrt, die ihn nach einem Sanatoriumsaufenthalt zurück nach St. Petersburg bringt, trifft er den Kaufmann Rogoshin, und es entspinnt sich ein Spiel von Abhängigkeit, Mordversuchen und Wahnsinn.