Alsop / Mahler
Marin Alsop |
Dirigentin
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Freund:in des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung
Nancy Horowitz
Abschied und Unendlichkeit
Sei es Bestimmung oder Zufall: Wie bei so vielen anderen Komponisten auch, sollte die Neunte Symphonie Gustav Mahlers letzte sein. Dem nicht genug, verstarb er 1911 erst 50-jährig, ohne dieses klanggewaltige Werk jemals überhaupt gehört zu haben. Seine danach begonnene »Zehnte« blieb Fragment. Nachdem Gustav Mahler zehn Jahre die Wiener Hofoper (die heutige Staatsoper) als Dirigent und Direktor geleitet hatte, suchte er in den USA – genauer: an der New Yorker Metropolitan Opera – eine neue Aufgabe, die seiner progressiven Auffassung von zeitgemäßen Opernaufführungen entgegenkam. Er begann seine »Neunte« im Sommer 1909 in den Südtiroler Bergen, in Toblach, die Reinschrift der Partitur vollendete er in New York.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass Mahler seine »Neunte« – trotz vieler spekulativer Interpretationen – als Abschiedsmusik von seinem Leben, von dieser Welt geschrieben hatte. Vielmehr finden sich lebensbejahende und über die menschliche Existenz sinnierende Gedanken darin. Das unterstreicht er auch mit dem ungewöhnlichen Temposchema der vier Sätze der Symphonie: Er beginnt mit einem langsamen Satz, über den Alban Berg geschrieben hat, er sei das »… Allerherrlichste, was Mahler geschrieben hat. Es ist der Ausdruck einer unerhörten Liebe zu dieser Erde, die Sehnsucht, in Frieden auf ihr zu leben …« Mit Anklängen an Richard Wagners »Todes¬glocken« in »Parsifal« oder Beethovens Klaviersonate »Les Adieux« oder an eigene Werke wie die Vierte Symphonie und die »Kindertotenlieder« transferiert er die Botschaften dieser Musiken in die seine. Aus letzterem Zyklus zitiert er die fröhliche Stelle »Im Sonnenschein! Der Tag ist schön auf jenen Höh’n«, doch der zwanzigminütige letzte Satz, zu interpretieren »mit inniger Empfindung, ersterbend«, verebbt in der Unendlichkeit.
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Marie-Therese Rudolph