Chan / Rachmaninow, Prokofjew
Zusammenstellung von Elim Chan
Elim Chan |
Dirigentin
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Simon Pauly
Klänge aus dem fernen Russland
Mit Sergej Prokofjews Suite aus »Romeo und Julia« bringt das RSO Wien ein weiteres Erfolgsstück nach Salzburg: Nachdem Prokofjew mit den faszinierenden und teils revolutionären Produktionen der Ballets Russes in Paris Geschichte geschrieben hatte, war dies das erste Ballett für russische Tänzer:innen nach der Rückkehr in seine Heimat. Hier waren die Erwartungen ganz andere als in Paris: traditionsverhaftet und der stalinistischen Kulturpolitik entsprechend, die »Volksnähe« und musikalische Zugänglichkeit forderte. Prokofjew fand für die berühmteste Shakespear’sche Liebesgeschichte einen eigenen stilistischen Weg mit markanten Rhythmen, effektvollem Schlagwerk und eingängigen Melodien, deren sparsam eingesetzte Dissonanzen er mit »szenischer Notwendigkeit« zu rechtfertigen wusste.
Bereits in der vergangenen Saison hat die in Hongkong gebürtige Dirigentin Elim Chan erfolgreich mit dem RSO Wien zusammengearbeitet. Eines dieser Werke steht erneut auf dem Programm: Sergej Rachmaninows »Symphonische Tänze« op. 45, die er 1940 auf Long Island komponierte, eine weitere Station des Russen nach seinem Schweizer Exil. Auch wenn er dem oft gespielten Orchesterwerk später jegliche Programmatik absprach, schwingt in ihm doch die Idee dreier menschlicher Lebensphasen mit: Jugend, Erwachsenenalter und reifes Alter. Rachmaninows letztes, bis heute beliebtes Werk entspricht so ganz Elim Chans Einstellung, denn die derzeitige Chefdirigentin des Antwerpener Sinfonieorchesters versteht ihre Arbeit als »Verbindung von Hirn, Herz und Körper«.
Marie-Therese Rudolph