Ouverture Spirituelle. Metzmacher / Henze: Das Floß der Medusa
Textautor: Ernst Schnabel
Kahtrin Zukowski |
La Mort
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Georg Nigl |
Jean-Charles
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Udo Samel |
Charon
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Chor des Bayerischen Rundfunks |
Chor
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WDR Rundfunkchor Köln | ||
Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor | ||
Ingo Metzmacher |
Dirigent
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Felix Broede

Die revolutionäre Kraft der Überlebenden
Im legendären Revolutionsjahr 1968 schrieb der Dichter Ernst Schnabel das Libretto zu Henzes bewegendem Oratorium »Das Floß der Medusa«. Es beruht auf der tragischen, wahren Geschichte eines vor der Westküste Afrikas havarierten Schiffes und den Aufzeichnungen eines Logbuchs.
Während sich die Verantwortlichen retten ließen, wurden über 150 Besatzungsmitglieder auf einem Floß ihrem Schicksal überlassen: »Die Sterbenden sind Menschen der Dritten Welt, Opfer der Herzlosigkeit von Egoisten aus der Welt der Reichen und Mächtigen«, schrieb der Komponist Hans Werner Henze. Gegen die Uraufführung in Hamburg 1968 wurde protestiert, sie geriet zum handfesten Skandal mit Polizeieinsatz.
Henze teilte das Orchester in die (Über-)Lebenden, symbolisiert durch die atmenden Blasinstrumente, und die Toten, den Chor, der aus dem »Inferno« von Dante auf Italienisch zitiert, begleitet von Streichinstrumenten. Zwischen diesen beiden Welten vermittelt der Fährmann Charon. Während der Komposition fühlte sich Henze den unschuldigen Opfern immer stärker verbunden, sodass in seinem Inneren Mitgefühl, Liebe und Solidarität für die Verfolgten entstanden – für Menschen, die leiden, die in Todesangst liegen, für die Minderheiten, die in Wahrheit eine Mehrheit bilden, für die Erniedrigten und Verletzten.
Komponist und Librettist verstanden das Werk als eine Allegorie, »als Beschreibung eines Kampfes ums nackte Überleben, aus dem später kämpferischer Geist und die Entschlossenheit zur Änderung unerträglicher Verhältnisse hervorgehen sollten«.
Marie-Therese Rudolph