Chaplin: City Lights
Bearbeitung: Timothy Brock
Cornelius Meister |
Dirigent
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Freund/in des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung
1927 begann die Ära des Tonfilms und bis Charles Chaplin seinen bereits 1926 begonnen Film »City Lights« 1931 fertigstellen konnte, war der Tonfilm etabliert. Chaplin war sich bewusst, dass seine Entscheidung, diesen Film als Stummfilm herauszubringen, eine anachronistische war. Aber er empfand das damals nicht als Defizit, im Gegenteil. Den Tramp konnte und wollte er nicht sprechen lassen, es sei die Pantomime, meinte er, aus der sich das Medium Film ursprünglich speiste, und zumindest damals empfand er das »talken« der Talkies als Rückschritt. Aber er setzte ganz auf Musik zum Film und auf den einen oder anderen Geräuscheffekt. Er unterlegt zu Beginn von »City Lights« die Rede des Bürgermeisters mit quäkenden Saxofon-Tönen und persifliert damit einerseits die Platitüden typischer Festreden. Zugleich verpasst er damit dem Tonfilm einen Seitenhieb. Und er legt Wert auf begleitend untermalende Musik und einige wenige Geräusche, wie den Ton einer Pfeife, die der Tramp versehentlich verschluckt hat, und das Ertönen des Gongs beim Boxkampf. Nachdem Charles Chaplin nicht über das musikalische, geschweige denn kompositorische Handwerk verfügte, das man zum Schreiben großangelegter Filmmusik braucht, engagierte er Helfer. Später, ab »Modern Times«, war der damals ganz junge und später zum erfolgreichen Hollywood-Komponisten avancierende David Raksin seine »helping hand«, bei »City Lights« hatte das noch einen etwas hemd ärmeligeren Zug: »Er habe ›lalala‹ gesungen und Arthur Johnson habe daraufhin die entsprechenden Noten notiert«, berichtet Wolfram Tichy in seiner Chaplin-Biographie. Wie auch immer die Partitur im Detail entstanden ist, die Musik hat jedenfalls zur Wirkung und zum unmittelbaren und welt weiten Erfolg dieses Films wesentlich beigetragen.
(CS)