Hrůša, Moser / Kabeláč, Janáček, Martinů
Fassung von 1955
| Johannes Moser |
Violoncello
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| Jakub Hrůša |
Dirigent
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Freund/in des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung
Tschechische Moderne
In Prag wird ein Orchesterwerk von Leoš Janácek uraufgeführt. Trotz seines fortgeschrittenen Alters fühlt der Komponist mit seiner »Sinfonietta« den Puls der Zeit. Es sind die roaring twenties und der Puls geht laut und schnell. Die Tschechoslowakei als unabhängige Republik ist noch jung, das neu errungene Gefühl der Freiheit nach Monarchie und Krieg, den Fortschrittsglauben der 1920er Jahre: Das alles lässt der Komponist durch seine stolze, euphorische Musik wehen. Dabei arbeitet Leoš Janácek bewusst mit Material, das er sich aus mährischer Volksmusik leiht und sieht seine Sinfonietta gleichzeitig als Zeichen des Wandels. Ein Portrait der Stadt Brünn solle diese Komposition sein, inspiriert also von einer Stadt, die sich gerade zu einer modernen Großstadt entwickelt.
Dass das Stück mit dem trügerisch verniedlichenden Namen Sinfonietta zum Klassiker in den Konzertsälen wird, liegt an der unbändigen Energie, die sich auch an der luxuriösen Besetzung ablesen lässt: Streicher, Holzbläser, Harfe, Schlagwerk und vor allem: vier Hörner, zwölf Trompeten, zwei Basstrompeten, vier Posaunen, zwei Baritonhörner und Tuba.
Gut zehn Jahre davor lässt Janácek seine Gefühle kompositorisch noch weniger präzise ins Tschechische, als etwas großflächiger gesehen ins Slawisch-Russische fließen. »Taras Bulba« ist der Name eines russischen Kriegshelden, dessen Kämpfe in einer symphonischen Rhapsodie geschildert und in diesem Fall auch verherrlicht werden. Janácek schreibt auftrumpfende Musik, die in der Dramaturgie dieses Konzertes im Musikverein Wien, sich mit der Sensibilität oder eben auch Unmittelbarkeit eines zeitgenössischen Stücks von Miloslav Kabelác und des Cello-Konzerts von Bohuslav Martinu vergleichen lassen wird.
(ET)