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Meister, Oelze / Webern, Zemlinsky, Schönberg, Berg, Mahler

Fr., 05.04.2013, 19:30 Uhr
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Musikverein Wien, 4. Abokonzert
Anton von Webern: Sechs Stücke für Orchester, op. 6 (1909)
Alexander Zemlinsky: Vier Orchesterlieder nach Gedichten von Maeterlinck (1913)
für mittlere Stimme und Orchester (nach Maeterlinck)
Arnold Schönberg: Kammersinfonie Nr. 1 E-Dur op. 9a (1906)
Alban Berg: 5 Orchesterlieder op. 4 (1912)
Gustav Mahler: Nun will die Sonn` so hell aufgeh´n (1901-1904)
Textautor: Friedrich Rückert,
Christiane Oelze
Sopran
Iris Vermillion
Alt
Cornelius Meister
Dirigent
Live in Ö1, Fr., 05.04.2013, 19:30 Uhr
ORF1, Mo., 27.05.2019, 13:00 Uhr

Freund/in des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung

Mit heutigen Ohren das Skandalöse des »Skandalkonzerts« von 1913 im Wiener Musikverein hörend nachzuvollziehen, ist gar nicht so einfach. Diese klangtrunkene, expressive Musik von Schönberg, Berg und Freunden scheint viel zu gut in das inzwischen in uns gewachsene Bild vom moribund morbiden spätbürgerlichen fin de siècle zu passen, als dass man das Skandalöse sofort hören würde. Andererseits mag Alban Bergs Lied »Siehst Du nach dem Gewitterregen den Wald« für Stimme und großes Orchester nach einem Text von Peter Altenberg schon allein dadurch provoziert haben, dass es nach bloß einerMinute schon wieder vorüber ist. Und ein Orchesterklang, wie jener außerweltlich jenseits von eindeutiger Tonalität flirrende zu Beginn des Liedes »Über die Grenzen des All blicktest du sinnend hinaus« mag bis heute ein Potenzial zur Irritation in sich tragen. Dennoch hört man mit heutigen Ohren in dieser Musik die Fortschreibung der großen Tradition des Expressiven aus so unterschiedlichen Wurzeln wie Wagner, Strauss, Mahler. Aber die echauffierten unter den musikgebildeten Zuhörern aus 1913 hörten wohl etwas anderes, nämlich den Verlust, den Ihnen diese Musik beschert, den Verlust der wie gewohnt hörend nachvollziehbaren Ordnungen, das Entziehen des Bodens zugunsten unmittelbarer Ausdruckskraft. Schon sechs Jahre zuvor, bei der Uraufführung von Schönbergs Kammersymphonie in der ursprünglichen Fassung für 15 Instrumente im Februar 1907 war es zu intellektueller Entrüstung und erbitterter Debatte gekommen. Nun steht dieses Werk in großer Besetzung wieder auf dem Programm. Immer finden diese Konzerte in jenem Saal statt, den sich das Bildungsbürgertum des 19. Jahrhunderts ja nicht nur als Musikmuseum, sondern vor allem auch als Uraufführungstempel für Brahms, Bruckner, Tschaikowsky, Mahler gebaut hat, also dem Großen Saal des Wiener Musikvereins. Dort also hatte einige Wochen vor dem »Skandalkonzert« die Uraufführung von Arnold Schönbergs Gurre-Liedern, dirigiert von Franz Schreker, einen überwältigenden Erfolg ausgelöst. Schönberg aber verweigerte sich dem von ihm wohl als konservativ verachteten, jetzt aber plötzlich Beifall zeugenden Publikum und stieß es damit vor den Kopf. Vielleicht war das auch nicht ohne Folgewirkung für jenen Abend am 31. März 1913 im selben Saal, an dem Arnold Schönberg nun selbst am Dirigentenpult steht und das Konzert mit Musik von Anton Webern eröffnet. Nach dessen Orchesterstücken op. 6 »lieferten sich«, einem von Joachim Reiber zitierten Zeitungsbericht zufolge, »die Beifallsspender und Zischer einen minutenlang Kampf«. Diese Orchesterstücke mögen in ihrer Radikalität der abstrahierten und zugleich kondensierten Expression tatsächlich der musikalisch provokanteste Beitrag dieses Konzertabends gewesen sein, aber auch hier lässt einen allein schon die Lektüre der sechs Stücktitel alias Satzbezeichnungen, die Webern seinen Stücken gab, erkennen, wie sehr es den Wiener Avantgardisten nicht um Provokation – wie manchen futuristischen Zeitgenossen in Italien oder Frankreich –, sondern um eine Erweiterung der emotionalen Ausdrucksmöglichkeiten ging: Marcia funebre, Sehr langsam, Zart bewegt heißen die letzten drei Stücke. Trotz des beginnenden Aufruhrs wird das Konzert fortgesetzt mit Orchesterliedern von Alexander Zemlinsky. Eigentlich wollten Schönberg und seine Freunde das Konzert von allen potenziell skandalösen Beifalls- oder Unmutsäußerungen sogar expressis verbis freihalten und hatten vorweg – es klingt wie eine Vorwegnahme der Statuten des späteren »Vereins für musikalische Privataufführungen« – um eine »Hintanhaltung von Beifallsbezeugungen u. dgl.« gebeten. Nach dem dritten Stück des Abends, nun dirigiert Arnold Schönberg die vorhin schon erwähnte eigene Kammersymphonie in der Fassung für großes Orchester, ist es aber endgültig vorbei mit den guten Manieren. Nun mischen sich »in das wütende Zischen und Klatschen auch die schrillen Töne von Hausschlüsseln und Pfeifchen – und auf der zweiten Galerie kam es zur ersten Prügelei des Abends«. Der anwesende Polizist – wieder zitiert nach Joachim Reiber – steht auf verlorenem Posten. »Wollte er in irgend einem Rudel Raufender intervenieren und Ruhe schaffen«, heißt es in der Chronik, »so hörte man zu gleicher Zeit von allen Seiten das Aufklatschen von Ohrfeigen.« Die auch zu Beginn schon erwähnten »Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg« von Alban Berg werden noch aufgeführt, aber vor der als finalen Verbeugung vor dem Mentor Gustav Mahler gedachten Aufführung von »Nun will die Sonn’ so hell aufgeh’n« aus den Kindertotenliedern wird das Konzert abgebrochen. Kein Skandal dieser Jahre hat ausschließlichaus der Musik, aus der Phänomenologie des Klangs heraus erklärbare Wurzeln. Auch der Skandal in Paris desselben Jahres um die Uraufführung von Strawinskys »Le Sacre du Printemps« hat viele Gründe und einer der vorrangigsten ist dort wohl das so radikal mit allen Balletttraditionen brechende Bewegungsrepertoire der

ritualisierend stampfenden Tänzer unter Nijinskys Leitung. Das schon angespannte Verhältnis zwischen Schönberg und seinem Kreis mit dem Wiener Konzertpublikum spielt für den 31. März 1913 sicher mit eine Rolle, aber im Wiener Fall, in dem keine andere Kunstform wie Tanz, keine provokanten Texte, keine religiösen Tabubrüche als skandalauslöser ins Treffen zu führen sind, ist wohl tatsächlich eine Kraft in der Musik, die die Nerven bloßliegen lässt. Gerade dieses so prononcierte Selbstverständnis dieser Komponisten als Fortführer einer großen Tradition und eben nicht als Bilderstürmer ist im Verhältnis zum provozierten Skandal die aus heutiger Sicht interessante und nach wie vor herausfordernde Facette dieses Umbruchs. Denn so sehr man sich damals gar nicht bewusst in der udn aus der Tradition kommend verseht, ein ästhetischer Umbruch ist es ja doch. Diejenigen, die 1913 fühlen, wie ihnen der Boden der bequemen Verlässlichkeit einer brüchig gewordenen Tradition soeben unter den Füßen weggezogen wird, waren nicht die unaufmerksamsten Zuhörer.
(CS)

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