Man nennt sie „Prommers“, jene begeisterten Konzertbesucher:innen der BBC Proms, die einen der begehrten und günstigen Stehplätze in der Royal Albert Hall ergattern konnten. Sie kommen oft direkt von der Arbeit oder aus dem angrenzenden Kensington Garden; im Business-Anzug, in Freizeitkleidung oder Sportsachen: die BBC Proms haben ganz bewusst keinen Dresscode. Die Prommers sind eine eingeschworene Gemeinschaft von fachkundigen und aufgeschlossenen Musik-Liebhaber:innen.
Andrej Grlic

Benjamin Grosvenor
Ideale Voraussetzungen also für den ersten Besuch des ORF Radio-Symphonieorchester Wien mit seiner Chefdirigentin Marin Alsop am 13.8. bei dem renommierten Musikfestival im Herzen von London. Mit im Gepäck wie immer eine abwechslungsreiche und spannende Mischung aus Bekanntem und Neuem: von Dvořáks 7. Symphonie über Prokofjews 3. Klavierkonzert und Béla Bartóks Konzertsuite „Der wunderbare Mandarin“ bis zur Erstaufführung von „Heliosis“ – einem Auftragswerk des RSO Wien an die junge österreichische Komponistin Hannah Eisendle. Solist des Abends ist der britische Pianist Benjamin Grosvenor, der bereits 2012 als jüngster Solist an einem Eröffnungsabend bei den BBC Proms debütierte.
Nancy Horowitz

Chefdirigentin Marin Alsop
Sportkleidung und Freizeitsachen sind hingegen bei den Salzburger Festspielen eher selten zu sehen – mit Abendkleidung oder Tracht ist man dort besser beraten. Apropos Tracht: Ein Programm mit folkloristischer Note hat sich Chefdirigentin Marin Alsop am 9.8. vorgenommen. Als Vorwegnahme auf das kommende Ligeti-Jahr 2023 ist das „Concert românesc“ des Jubilars mit zahlreichen Melodien aus der rumänischen Volksmusik zu hören, die er als Musikethnologe zuvor auf Forschungsreisen in die ungarisch-rumänische Grenzregion aufgezeichnet hatte. Obwohl recht konventionell komponiert, wurde das Werk kurz nach seiner Uraufführung aufgrund einiger „verbotener“ Dissonanzen als staatsgefährdend eingestuft und verboten. Tschechische Volkstänze, aber vor allem auch militärische Klänge prägen Janáčeks „Sinfonietta“. Und das „Hornroh Modern Alphorn Quartet“ kommt beim dritten Stück des Abends zum Einsatz. Anders als die Besetzung vermuten lässt, geht es in Georg Friedrich Haas' concerto grosso Nr. 1 für vier Alphörner und Orchester aber nicht um alpenländische Melodien, sondern um „Tongeber einer anderen Intonationswelt“. Die obertonreichen Klänge der Alphörner überlagern sich im gemeinsamen Spiel („concerto grosso“) mit den Tönen aus dem Orchester und lassen so sich reibende Schwebeklänge entstehen.
Igor Studio
Pablo Ferràndez
Der junge britische Dirigent (und ehemalige Cellist) Joel Sandelson ist als Preisträger des »Karajan Young Conductors Award« am 18.08. Gast am Dirigentenpult des RSO Wien in Salzburg. In seinem Programm vereint er zwei romantische Klassiker der russischen Schule des 20. Jahrhunderts: zum einen das 1. Cellokonzert von Dmitrij Schostakowitsch (Solist: Pablo Ferrández), zum anderen Sergej Rachmaninows Symphonie Nr. 2, die mit ihren reichen Streicherklängen und eingängigen Bläsersoli schon lange fixer Bestandteil der symphonischen Orchesterliteratur ist.
Ob Freizeitkleidung, Smoking oder Tracht: Das ORF Radio-Symphponieorchester Wien freut sich auf Ihren Besuch bei seinen Konzerten im Festspielsommer!