Uryupin, Mustonen / Clyne, Martinů, Rachmaninow
Olli Mustonen |
Klavier
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Valentin Uryupin |
Dirigent
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Freund/in des RSO & Ö1 Club-Ermäßigung
Outi Tormala

Die Welt von Gestern
Ein schwermütiges, zwischen drei Tönen kreisendes Motto eröffnet Sergej Rachmaninows 3. Symphonie – und dahinter öffnet sich ein Kosmos der Leidenschaften mit schwärmerischer Melodik, Rhythmuskapriolen und düsteren Abgründen, als wär’s die innige Beschwörung einer Welt von Gestern, die es so vielleicht nie gegeben hat, nach der die Sehnsucht aber desto stärker ist. Rachmaninow saß zwischen allen Stühlen: in den USA ein russischer Einwanderer, in der alten Heimat ein Amerikaner; als Klaviervirtuose nicht glamourös, sondern von Lampenfieber geplagt. Und der Symphoniker Rachmaninow laborierte überhaupt ein Leben lang an seinem traumatischen Fehlstart mit der Gattung, 1897 in St. Petersburg. Dabei hatte er damals schon ein Motiv mit hineinverwoben, das durch alle seine großen Werke geistert, die Dritte nicht ausgenommen: das »Dies irae« aus dem Requiem.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg spielt auch Bohuslav Martinů noch – oder wieder – mit demselben spätromantischen Kartendeck in seinem Klavierkonzert Nr. 3, hat allerdings auch ein paar klassizistische Joker hineingemischt. Im ostböhmischen Polička noch als Untertan des Habsburgerreiches geboren und in der Türmerstube knapp 40 Meter über der Stadt aufgewachsen, war der aufmüpfige Martinů in Prag aus dem Konservatorium geflogen und hatte dann desto unbekümmerter und origineller drauflos komponiert: im Schmelztiegel Paris, ab 1941 in den USA. Am 10. März 1948, dem Tag des ungeklärten Todessturzes von Jan Masaryk im Zuge der kommunistischen Machtübernahme in Prag, vollendete Martinů das Konzert – und kam in der Folge vom Plan seiner Rückkehr in die alte Heimat ab.
Zwei wenig bekannte, neu zu entdeckende Werke, für die der Finne Olli Mustonen am Klavier und Valentin Uryupin, der für die erkrankte Elim Chan einspringt, am Pult des RSO Wien plädieren.
Walter Weidringer