Canellakis / Bartók, Dvorak, Janáček
Fassung letzter Hand
Karina Canellakis |
Dirigentin
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Kateřina Kněžíková |
Sopran
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Lena Belkina |
Alt
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Aleš Briscein |
Tenor
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Jan Martiník |
Bass
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Wiener Singverein |
Chor
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Freund:in des RSO Wien & Ö1 Club-Ermäßigung
Mathias Bothor

Schlechthin groß
Das, was »schlechthin groß ist«: So definierte einst Immanuel Kant das Erhabene, jene Kategorie ästhetischer Erfahrung, welche erst jenseits der Pole des Schönen und des Hässlichen zu finden sei. Leoš Janáčeks »Mša glagolskaja«, die »Glagolitische Messe«, komponiert in altem Kirchenslawisch, ist wahrlich »schlechthin groß«. Urwüchsig-barbarische Kraft tobt in dieser Musik, die sich doch auch bis in zarteste lyrische, impressionistisch kolorierte Abstufungen verästelt. Auch wenn es dem wohl weitgehend areligiösen tschechischen Nationalisten Janáček weniger um gottesfürchtige Andacht und Versenkung ging als vielmehr um ein durch gemeinsamen Glauben untermauertes slawisches Identitätsgefühl: Brüsk wies er die Behauptung zurück, er sei ein frommer Greis geworden. Ein solcher konnte Béla Bartók schon durch seinen Tod mit 64 Jahren nicht werden, und er war es auch nicht zur Zeit seiner »Vier Orchesterstücke«, die die 1981 geborene US-amerikanische Dirigentin Karina Canellakis mit Janáček kombiniert. Vier Sätze lassen altbekannte symphonische Konturen und Zusammenhänge erahnen.
Walter Weidringer